„Zeig, dass du da bist!”© BWI GmbH/Xandra Herdieckerhoff
Frauen in der IT

„Zeig, dass du da bist!”

3 min
1. August 2023

Technikaffin war sie schon als Kind. Mit Mitte 20 lernte sie zu programmieren. Heute hat Manuela Martin eine Schlüsselrolle in der IT-Sicherheit: Gemeinsam mit ihrem Team setzt sich die 57-Jährige dafür ein, dass Hacker bei BWI und Bundeswehr keine Chance haben. Wie sie von der Programmiererin zur Spezialistin für Cyber-Angriffe wurde und warum für sie Mut und Selbstvertrauen zu den wichtigsten Eigenschaften im Job zählen, erzählt sie hier im Interview.

Manuela, bei der BWI leitest du das Security Operation Center (SOC) sowie das Computer Emergency Response Team (CERT). Was verbirgt sich dahinter?

Das CERT-Team ist eine im übertragenen Sinne schnelle Eingreiftruppe, die umgehend auf erkannte Cyber-Angriffe reagiert, Sicherheitsvorfälle verfolgt und vor Sicherheitslücken warnt. Ein SOC ist der Dreh- und Angelpunkt für alle sicherheitsrelevanten Themen im IT-Umfeld von Unternehmen. Analyst*innen überwachen dort rund um die Uhr IT-Systeme, schätzen proaktiv die aktuelle Bedrohungslage ein und entwickeln Abwehrmaßnahmen und Möglichkeiten zur Schadensbegrenzung bei Cyber-Angriffen. Angriffe auf IT-Systeme werden immer raffinierter, komplexer und zielgerichteter. Deshalb ist es wichtig, in diesem Team hochspezialisierte Fachleute zu haben – mit der Bereitschaft zum Schichtdienst. Hacker halten sich nun mal nicht an einen normalen 8-Stunden-Tag.

Wie kamst du zu deinem Job in der IT-Security?

Ich war schon immer interessiert an technischen Themen. Bauklötze und Lego waren mein Lieblingsspielzeug, und die Schreinerei meines Großvaters war mein zweites Zuhause. Später verbachte ich meine Freizeit gerne vor dem Computer. In die IT kam ich über ein Traineeprogramm, bei dem ich das Programmieren von Datenbanken gelernt habe. Diese Kenntnisse konnte ich danach in meinem ersten Job im IT-Consulting einbringen. Mich in neue Themenbereiche einzuarbeiten, fand ich spannend. Deshalb habe ich auch nicht gezögert, als sich die Chance ergab, bei der BWI anzufangen – obwohl mir das Themengebiet fremd war.

Vor welchen Herausforderungen standest du dabei?

Ich kam aus dem IT-Consulting, wo ich hauptsächlich Firmen aus dem Finanzbereich beraten und Datenbanken programmiert habe. Mit IT-Security hatte ich bis dahin noch nicht viel zu tun gehabt. Aber das Thema hat mich einfach interessiert: zu verstehen, wie Hacker denken, was Angreifer tun, um in die Infrastruktur der BWI oder der Bundeswehr einzudringen und was man tun kann, um das zu verhindern. Ich habe mir zugetraut, mir das Fachwissen zu erarbeiten. Das sahen einige männliche Kollegen damals anders: Ich wurde belächelt. Davon habe ich mich nicht beirren lassen. Ich arbeitete mich tief in die Materie ein und wusste: Das möchte ich machen! Nach drei Jahren war ich bereit für die Führungsposition, die ich seit 2017 innehabe. Heute bin ich froh, dass ich den Mut hatte, diese Herausforderung anzunehmen und dass ich mit meiner Leistung überzeugt habe.

Als Führungskraft bist du verantwortlich für 34 Mitarbeitende. Darunter ist nur eine einzige Frau. Sind Jobs in der IT-Security Männerberufe?

Nein, natürlich nicht! Männer sind zwar in IT-Jobs allgemein und insbesondere in der IT-Security in der Überzahl, aber Frauen können sich genauso dafür qualifizieren – wenn sie daran Interesse haben und genügend Durchsetzungsfähigkeit mitbringen. Oft hatte ich das Gefühl, dass ich mir als Frau Akzeptanz hart erarbeiten muss – mehr als meine männlichen Kollegen. Das war anstrengend, dafür brauchte ich Durchhaltevermögen. Doch es hat sich gelohnt!

Was hat dir dabei geholfen?

In meiner Jugend war ich Leistungsschwimmerin – dort sehe ich einige Parallelen zum Job: Du brauchst einen langen Atem, um ans Ziel zu kommen. Und du musst auf deine Leistung vertrauen, sonst gehst du unter. Im Berufsleben wusste ich immer genau, was ich will, und habe meine Ziele konsequent verfolgt. Glücklicherweise hatte ich dabei auch stets die Rückendeckung meines Vorgesetzten. Nicht nur ich selbst, auch mein Chef hat an mein Potenzial geglaubt und mich ermutigt, diesen Weg zu gehen.

Was mich in meinem Leben außerdem sehr geprägt hat, ist ein Handicap, mit dem ich seit meiner Geburt lebe: Ich bin schwerhörig. Da ich nur etwa 40 Prozent ohne Hörhilfe höre, unterscheidet sich meine Aussprache manchmal etwas von der gut hörender Menschen. Nicht nur in meiner Jugend, auch im Berufsleben gab es darauf gelegentlich negative Reaktionen. Zum Glück hat mich meine Mutter schon früh zu einem offenen Umgang damit erzogen und mein Selbstbewusstsein gestärkt. Das hat mir auch im späteren Berufsleben geholfen, souverän mit Gegenwind und schwierigen Situationen umzugehen.

Was ist dir wichtig, wenn es um Führung geht?

Ich stehe hinter meinem Team und setze mich dafür ein, dass alle zufrieden mit ihrer Arbeit sind und die Unterstützung bekommen, die sie brauchen. Mir ist es wichtig, offen und fair miteinander umzugehen – das möchte ich vorleben. Ein Austausch auf Augenhöhe ist dafür essentiell. Ich versuche immer, meine Mitarbeiter*innen in ihren Fähigkeiten zu bestärken. Niemand braucht sich zu verstecken, egal ob Mann oder Frau. Sichtbar zu werden, ist ein wichtiger Aspekt, besonders für Frauen, wenn sie in der Minderzahl sind.

Brauchen Frauen aus deiner Sicht andere Unterstützung als Männer?

Mein Eindruck ist, dass es Frauen manchmal schwerer fällt, sich in einem männlich dominierten Arbeitsumfeld zu positionieren. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es hier viel Durchsetzungsfähigkeit braucht. Wer mit Mut und Selbstvertrauen an die Sache rangeht, wird auch wahrgenommen. Ich kann daher jeder Frau nur den Tipp geben: Du hast die Qualifikation, das Interesse, das Fachwissen oder einfach den Willen, etwas zu bewegen? Dann zeig, dass du da bist!

"Mir ist es wichtig, offen und fair miteinander umzugehen – das möchte ich vorleben."

Manuela Martin, Leiterin des Security Operation Center (SOC)

Wie setzen sich die BWI und du persönlich dafür ein, mehr Frauen für IT-Berufe zu gewinnen?

Die BWI ist auf vielen Jobmessen und Veranstaltungen vertreten, die sich gezielt mit der Rekrutierung von Frauen in der IT befassen. Ich begleite solche Veranstaltungen regelmäßig, stehe Interessierten für den persönlichen Austausch zur Verfügung und versuche, sie für IT-Themen zu begeistern. Ich bin überzeugt, dass ein gutes Geschlechterverhältnis dem Team zugute kommt. Gemischte Teams empfinde ich oft als kreativer, innovativer und weltoffener. Daher wer es schön, wenn weitere weibliche Fachkräfte das CERT und das SOC bereichern würden. Aktuell gibt es mehrere offene Stellen in meinem Bereich, doch leider sind Bewerberinnen rar. Mein persönliches Ziel ist, mindestens eine dieser Stellen mit einer Frau zu besetzen. Wenn das gelingt, ist das ein weiterer Beitrag zu einer ausgewogenen und gleichberechtigten Arbeitswelt.

Vielen Dank, Manuela, für den interessanten Einblick in deine Arbeitswelt!

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Das Women's IT Network (WIN) verleiht in unterschiedlichen Kategorien die sogenannten WIN-Awards an die erfolgreichsten Frauen im IT-Umfeld und den Bereichen eGovernment sowie eHealth in Deutschland.

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