Armin Hinmüller und Robert Heggl, zwei von insgesamt 38 Servicetechniker*innen der BWI im Service Center München © BWI GmbH© BWI GmbH

Vor-Ort-Service während COVID19 – Umzug einer der größten Schulen der Bundeswehr

4 min
25. Juni 2020

Mit etwa 7.000 Absolventen im Jahr gehört die Schule für Informationstechnik zu den größten Bildungseinrichtungen der Bundeswehr. Hier wird sämtliches IT-Fachpersonal der Fernmelde- und Führungsunterstützungstruppen ausgebildet oder anders gesagt: die Cyber-Krieger der deutschen Streitkräfte. Aktuell zieht die Schule um, trotz Corona-Pandemie. Ein Erfahrungsbericht.

Der Technische Service der BWI steht an erster Stelle, wenn es darum geht, die Bundeswehr vor Ort zu unterstützen. Zum Beispiel, wenn die IT-Schule, eine der größten Schulen in den deutschen Streitkräften vom oberbayerischen Feldafing ins benachbarte Pöcking umzieht. Normalerweise ein Routineauftrag für die Mitarbeiter*innen in den bundesweit 25 Service Centern der BWI– auch in dieser Größenordnung. In Corona-Zeiten muss jedoch doppelt gut geplant werden, denn der Schutz aller Beteiligten steht an erster Stelle.

Geplant ist das Umzugsprojekt schon länger, Anfang März wurde es konkret: Schüler und Bedienstete der IT-Schule sollten baldmöglichst von den großzügigeren Bedingungen des neuen Hörsaalgebäudes profitieren. Seit 2017 entsteht in der General-Fellgiebel-Kaserne in Pöcking die neue IT-Schule. 85 Unterrichtssäle, ein großer Vortragsraum sowie 270 Dienst- und Besprechungsräume und moderne Unterkünfte stehen hier dem angehenden IT-Fachpersonal der Fernmelde- und Führungsunterstützungstruppen zur Verfügung.

Die Schule der Cyber-Krieger

Durch die zunehmenden Digitalisierung und steigende Vernetzung von Systemen existieren heute Bedrohungen nahezu überall. Und sie sind hoch dynamisch. Kurze Innovationszyklen und am Markt frei verfügbare Technologien „erhöhen die Anzahl potenzieller Angreifer“, wie es in der 2018 veröffentlichten „Konzeption der Bundeswehr“ heißt. Auswirkungen von gegnerischen Angriffen sind kaum eingrenzbar oder kalkulierbar, Angriffe nur schwer Akteuren zuzuordnen.
 

Neben den klassischen Dimensionen wie Land, Luft und See hat sich der Informations- und Cyberraum in den vergangenen Jahren zum eigenständigen Operationsraum der deutschen Streitkräfte entwickelt. 2017 reagierte die Bundeswehr hierauf mit der Aufstellung eines neuen militärischen Organisationsbereichs, in dem das gesamte Know-how auf dem Gebiet der Cyber-Abwehr sowie Informations- und Kommunikationstechnologie gebündelt wird: dem Cyber- und Informationsraum (CIR) der Bundeswehr. Zu dessen Aufgaben gehört neben der Cyber-Abwehr unter anderem die Ausbildung des IT-Personals. An der Schule für Informationstechnik.

Ein neuer Auftrag

Zu der Zeit als die BWI den Auftrag zum Umzug der Schule erhielt, stufte das Robert Koch-Institut (RKI) das Risiko einer COVID-19-Pandemie für die Bevölkerung in Deutschland noch als „gering bis mäßig“ ein. Das Service-Team der BWI in der Region Süd arbeitete damals vorrangig am Projekt Liegenschaft der Zukunft‘ und der Regeneration von lokalen Netzen (LAN), die die BWI bundesweit alle sechs bis sieben Jahre durchführt, um die IT an allen Bundeswehr-Standorten auf dem neuesten Stand zu halten. „Ich war gerade mit der LAN-Regeneration in Bad Reichenhall beschäftigt, als wir den priorisierten Auftrag erhielten, rund 400 IT-Arbeitsplätze in der IT-Schule am Standort Pöcking in Betrieb zu nehmen“, sagt Servicetechniker Robert Heggl. „Das bedeutete: Abbruch in Bad Reichenhall, zurück Richtung München und am nächsten Morgen in die General-Fellgiebel-Kaserne, dem neuen Standort der Schule am Starnberger See.“ In der Schule waren bereits Kolleg*innen der BWI im Einsatz. Da dort allerdings jede Hand gebraucht wurde, sollte Heggl unterstützen.

Vorbereitet in den Lock-down

Noch waren die Lock-down-Regelungen im Bundesland Bayern nicht in Kraft getreten. Aber die Service Center der BWI in der Region Süd waren vorbereitet: „Bei diesem Auftragsumfang war uns schnell klar, dass bald sehr viele Personen – von der Bundeswehr, unserem Logistikpartner Geodis, der Möbelspedition, Handwerkern sowie der BWI – zeitgleich vor Ort in Pöcking arbeiten würden“, sagt Michael Asbeck, Leiter des Service Centers in München. Noch bevor offizielle Abstandsregelungen zum Infektionsschutz in Kraft getreten waren, hatte er mit dem Leiter der S6-Abteilung, Oberstleutnant Edgar Ziegler, und dem Umzugskoordinator der IT-Schule, Oberstleutnant Renée Völkel, einen Plan erarbeitet, wie die Umzüge durchgeführt können und trotzdem der Gesundheitsschutz für alle Beteiligten gewährleistet bleibt.
 

Mit Erfolg: „Die Truppe hat höchsten Respekt vor den erbrachten Leistungen der BWI-Mitarbeiter in dieser schwierigen Zeit“, lobt Oberstleutnant Völkel. „Alle bisherigen Umzüge erfolgten reibungslos.“ Besprochene Zeitpläne seien pünktlich und zuverlässig eingehalten worden. Bereits wenige Stunden später stand dem Nutzer sein IT-Arbeitsplatz inklusive Telefon am neuen Dienstort zur Verfügung. „Besonders erwähnenswert: das unkomplizierte Troubleshooting vor Ort, wenn sich in dem einen oder anderen Fall Lageänderungen ergaben“, sagt Oberstleutnant Völkel.

Safety first

Über ein wohlüberlegtes Zeitmanagement hinaus, das genau regelte, wer wann zum Arbeiten in die Liegenschaft durfte, waren alle Mitarbeiter*innen im Vor-Ort-Service der BWI von Anfang an mit Mund-Nase-Schutz und Handschuhen ausgestattet. Die Bundeswehr hatte Desinfektionsmittel bereitgestellt und genaueste Anweisung gegeben, was etwa den Besuch der Kantine betrifft. „Das Reinigungspersonal war“, so Robert Heggl, „pausenlos im Einsatz. „Dass unsere Vorgesetzten sich so verantwortungsbewusst gekümmert haben, hat uns im Team sehr geholfen“, betont er.
 

„Kollegen, die aufgrund einer Vorerkrankung oder ihres Alters zu einer Risikogruppe zählen wurden vorsichtshalber nach Hause geschickt“, erklärt Heggl. „Wir, haben uns mit allen getroffenen Maßnahmen jederzeit sicher gefühlt.“ Trotz der Pandemie und dem durch viele Handwerker und Servicetechniker frequentierten neuen Gebäude konnte das BWI-Team seinen Auftrag durchführen. Mitte Juli soll das umfangreiche Projekt „IT-Schule der Bundeswehr“ final abgeschlossen sein. „Was mein Team in Pöcking in dieser schwierigen Zeit geleistet hat, verdient höchste Anerkennung“, fasst Michael Asbeck zusammen.
 

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