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Digitalisierung in Deutschland 2020: „Aus dem Dornröschenschlaf aufwachen“  

4 min
5. Februar 2020

Bei der jüngsten Umfrage der Bitkom Research wurde der Digitalisierungsstand deutscher Unternehmen erhoben. Das Ergebnis: Die Mehrheit sieht sich als Nachzügler. Nur jedes dritte Unternehmen verfügt über eine zentrale Strategie. Dabei ist die Digitalisierung laut Bitkom das größte Wohlstandsversprechen seit der Industrialisierung.

Achim Berg, Präsident des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) e. V. mahnt „Erfolg ist kein Naturgesetz“. Erfolg könne zukünftig nur noch digital funktionieren. Dem Bitkom zufolge verfügt aber nur jedes dritte Unternehmen über eine Digitalstrategie, jedes vierte verzichtet sogar gänzlich darauf. „Unternehmer [...] müssen ihre Geschäftsmodelle quer durch alle Branchen und Größenordnungen noch konsequenter digitalisieren“, fordert Berg. Die Devise laute: Rechtzeitig aus dem „digitalen Dornröschenschlaf“ aufwachen, bevor ein Anschluss nicht mehr möglich ist. Das gleiche gelte auch für Staat und Behörden.

„Analog fahren heißt auf Sicht fahren, und das wird nicht mehr genügen.“

Achim Berg, Präsident des Branchenverbandes Bitkom

Von Nachzüglern und Digitalpionieren

Zwischen der Unternehmensgröße und dem Digitalisierungsgrad bestehe eine Korrelation: Während sich nur 34 Prozent der Unternehmen mit 20 bis 99 Mitarbeitern als Digitalpionier bezeichnen, sind es bei einer Mitarbeiterzahl von 10 bis 499 schon 47 Prozent. Ab einer Belegschaft von 2.000 springt der Digitalisierungsgrad sogar auf stolze 71 Prozent. Um einen nachhaltigen Unternehmenserfolg zu sichern, müsste der Digitalisierungsstand aber noch deutlich höher ausfallen. Mehr als die Hälfte der Kleinunternehmen gab an, bei der Digitalisierung noch hinterherzuhinken. Nur jedes dritte Unternehmen gilt als Vorreiter. Fazit: Es besteht deutlicher Verbesserungsbedarf. Vor allem fehlen klare Strategien, so der Bitkom.

 

Digitale Handlungsfelder erschließen

Um in Gesellschaft, Wirtschaft und Staat digital voranzukommen, hat der Bitkom seine Digitalstrategie 2025 mit dem Titel „Last Call: Germany – Letzter Aufruf: Deutschland!“ veröffentlicht. Darin verweist der Verband auf drei Haupthandlungsfelder: Umwelt, Gesellschaft und Wertschöpfung. Um mit der Digitalisierung gegen den Klimawandel vorzugehen, gebe es in jedem Sektor verschiedene nachhaltige Lösungen. Intelligente Stromnetze oder der Einsatz smarter Mobilitätsdienstleistungen, um CO2 zu reduzieren, sind beispielsweise im Gespräch. Außerdem könne man sich eine digital gesteuerte Wiederaufforstung durch Drohnen vorstellen. Bis zu 40.000 Bäume pro Tag sind möglich.

Der gesellschaftliche Zusammenhalt ist bei alledem eine wichtige Grundlage. So betont der Bitkom, dass die Digitalisierung dazu beitragen kann, soziale Klüfte zu überbrücken. E-Health-Anwendungen im ländlichen Raum sollen zum Beispiel den dortigen Fachärztemangel ausgleichen. Letztlich gelte es, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, um dem digitalen Wandel und neuen Technologien auf Augenhöhe zu begegnen. Nur so könne eine zeitgemäße, nachhaltige und eben digitale Alternative die klassische Wertschöpfung nahtlos ablösen. Das sei eine Herausforderung für die Menschen, die diese Wertschöpfung tagtäglich schaffen, und die Politik, die hierfür den Rahmen setzen muss. Eine aktive Digitalpolitik und eine umfassende, handlungsorientierte Digitalstrategie seien nötig.

 

Rechtlichen Neuerungen in 2020

2020 bringt neben neuen digitalen Herausforderungen auch einige rechtliche Änderungen mit sich. Dank des Gesetzes zur digitalen Versorgung soll es 2020 möglich sein, via Gesundheits-App Rezepte direkt über das Smartphone in der Apotheke einzulösen. Vielleser freuen sich über eine Senkung der Mehrwertsteuer auf E-Books von 19 auf 7 Prozent. Anwender müssen sich außerdem mit neuen Sicherheitsupdates, wie etwa dem IT-Sicherheitskennzeichen für vernetzte Produkte, auseinandersetzen. Betreiber von IT-Systemen müssen im Zuge dessen unter anderem ein Frühwarnsystem für Cyberangriffe implementieren.

 

BWI unterstützt Digitalisierung der Bundeswehr

Nicht nur die Wirtschaft, sondern auch Bund und Länder verfolgen mit ihren Digitalisierungsprogrammen seit 2018 eine Strategie. Für das Bundesverteidigungsministerium gehört die digitale Transformation der Bundeswehr längst zu den Schwerpunktthemen der kommenden Jahre. Als Digitalisierungspartner und IT-Systemhaus unterstützt die BWI die deutschen Streitkräfte bei richtungsweisenden Vorhaben wie der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung, dem Cloud-Computing oder etwa der Digitalisierung landbasierter Operationen. Vom Projekt bis zum Innovations-Experiment: Im Blog der BWI wird es in den kommenden Wochen mehr Informationen und Einblicke in die Digitalisierung der Bundeswehr geben.

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