Soldat hält einen Laptop in der Hand.© Bundeswehr/Marco Dorow
Digitalisierung

Die pCloudBw und ihre Bedeutung für die Bundeswehr

2 min
21. Januar 2025

Die Freigabe der eigenen Private-Cloud-Plattform ist für die Bundeswehr ein wichtiger Schritt für die digitale Transformation. Doch warum ist die Technologie so relevant? Ein Hintergrundbeitrag über die Bedeutung von Cloud-Computing für die deutschen Streitkräfte.

Über eine Cloud lassen sich Anwendungen, Plattformen und Infrastrukturen als skalierbare Services schneller, flexibler und effizienter zur Verfügung stellen. Das macht die Technologie so relevant für die Digitalisierung der Bundeswehr. Die Digitalisierung hilft ihr dabei, Prozesse zu vereinfachen, den Wissenstransfer zu beschleunigen, die Zusammenarbeit zu verbessern und so das eigene Personal zu entlasten.

Die Cloud auf dem Gefechtsfeld

Und auch im Einsatz ist der eigene Digitalisierungsgrad entscheidend. Ob militärische Operationen erfolgreich sind, hängt nämlich zunehmend davon ab, wie gut die eigenen Streitkräfte digitalisiert sind. Cloud gehört neben Künstlicher Intelligenz oder modernen Übertragungswegen auch zu jenen Kerntechnologien, die den kombinierten Einsatz von Kräften und Fähigkeiten in mehreren Dimensionen möglich machen. Multi Domain Operations (MDO) heißt diese Art der Einsatzführung. Cloud kann hierbei als IT-Plattform auf dem Gefechtsfeld nicht nur die nötige Speicher- und Rechenkapazität liefern. Sie bietet auch Agilität und Resilienz. Im Einsatz müssen Einheiten schnell den Standort wechseln können und umgehend wieder einsatzbereit sein. Über eine Cloud lassen sich Anwendungen, Plattformen und Infrastrukturen bei Operationen nicht nur schneller bereitstellen. In Folge von Angriffen oder Störungen etwa lassen sich cloudbasierte Systeme auch schneller wiederherstellen.

Auch im Kontext von Software Defined Defence (SDD) offenbart die Technologie Stärken. Im Kern geht es bei dem Konzept darum, sich bei Weiterentwicklungen von Waffensystemen mehr auf die Software, als wie bisher auf die Hardware zu konzentrieren, da der technologische Fortschritt dort schneller ist. Cloud ist dabei die integrierende IT-Plattform, über die die verschiedenen Systeme im Einsatz miteinander verbunden werden. Zudem können darüber als sogenannte Provisioning Platform beispielsweise Updates für Plattformen im Backend vorbereitet und bis in die einzelnen Waffensysteme bei Verfügbarkeit einer Anbindung ausgerollt werden. Die Nutzbarmachung von Cloud-Computing für das einsatznahe Umfeld ist also eine wesentliche Grundlage, um IT-Anwendungen zu flexibilisieren. Damit kann die Technologie einen wichtigen Beitrag zur Reaktionsgeschwindigkeit und damit Wirkungsüberlegenheit der deutschen Streitkräfte leisten.

Von Sicherheit bis Autarkiefähigkeit

Das Potenzial von Cloud-Computing ist groß, die Anforderungen der Bundeswehr ebenso, insbesondere in puncto Informationssicherheit und Datenschutz. Eine Cloud muss Daten unterschiedlicher Schutzklassen getrennt voneinander verarbeiten können, zum Beispiel von „OFFEN“ bis „VS-NfD“ oder auch „DEU-GEHEIM“. Zudem muss eine Bundeswehr-Lösung interoperabel sein, das heißt, mit anderen Systemen, etwa von Bund oder NATO, zusammenarbeiten können. Dafür muss sie Standards von nationalen und internationalen Cloud-Initiativen erfüllen, um die Integrationsfähigkeit von externen Anwendungen oder Infrastrukturen sicherzustellen. Außerdem gilt die IT der Bundeswehr als kritische Infrastruktur, die im Krisenfall über Monate weiter betrieben werden muss – unabhängig von Interessen oder wirtschaftlicher Lage kommerzieller Anbieter. Und schließlich müssen Cloud-Systeme auch dann unterbrechungsfrei funktionieren, wenn ein Arbeitsplatz nicht permanent mit dem Internet verbunden ist, wie beispielsweise an Bord eines Schiffes oder in Einsatzgebieten mit eingeschränkter Konnektivität.

Die private Cloud der Bundeswehr

Kein kommerzieller Anbieter bietet bis dato eine Lösung an, die diese Anforderungen erfüllt und zugleich die technologische Souveränität und erforderliche Hoheit über die eigenen Daten vollumfänglich sicherstellt. Daher hat die Bundeswehr die BWI mit der Entwicklung und dem Aufbau einer eigenen, privaten Cloud beauftragt. In einer ersten Ausbaustufe wird die „private Cloud der Bundeswehr“ (pCloudBw) als stationäre Plattform im Inland genutzt, mit der Daten verarbeitet werden können, die als „Verschlusssachen – nur für den Dienstgebrauch“ (VS-NfD) eingestuft sind. Darüber hinaus wird die BWI die Plattform in den kommenden Jahren weiterentwickeln und ausbauen. In Zukunft soll sie auch geheime Daten (DEU-Geheim und NATO/EU Secret) verarbeiten können und als verlegefähige Lösung im Einsatz und bei Übungen zur Verfügung stehen.

Mit der Freigabe zur Nutzung der pCloudBw ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg in die Cloud geschafft. Dennoch liegt noch viel Arbeit vor Bundeswehr und BWI beim weiteren Ausbau der Plattform, wie etwa der Migration der bestehenden Services. In Zukunft kann die pCloudBw einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, das IT-System der Bundeswehr leistungsfähiger, sicherer, adaptiver und somit widerstandsfähiger zu machen.

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