Europa vernetzt © NicoElNino/iStock© NicoElNino/iStock

KI made in Germany: Mit Europa an die weltweite Spitze

4 min
17. Juli 2020

Vorreiter sein. Das ist der Kern der deutschen KI-Strategie. Die Bundesregierung will Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit sichern. Gleichzeitig soll künstliche Intelligenz (KI) zum Gemeinwohl beitragen. Auf nationaler und europäischer Ebene werden derzeit Maßnahmen für einen sicheren, verantwortungsvollen und vertrauenswürdigen Umgang mit KI diskutiert.

Smarte Fabriken, autonom fahrende Autos, Chatbots: Künstliche Intelligenz hat unseren Alltag längst durchdrungen. Ihre Einsatzbereiche erweitern sich rasant: In der aktuellen Corona-Krise könnten selbstlernende Algorithmen Risikogruppen identifizieren, Wirkstoffe finden, die Ausbreitung des Virus vorhersagen – und damit Menschenleben retten. Neben präziserer Diagnostik und besserer Prävention, kann KI die Effizienz von Landwirtschaft und Produktionsanlagen erhöhen und zum Klimaschutz beitragen.
 

Doch KI birgt auch Risiken: Wie lässt sich verhindern, dass KI-Systeme Menschen diskriminieren, in unser Privatleben eingreifen oder zu kriminellen Zwecken missbraucht werden? Wie erreichen, dass Entscheidungsprozesse transparent sind? Mit diesen Fragen hat sich die Europäische Kommission auseinandergesetzt und im Februar das „Weißbuch zur Künstlichen Intelligenz – ein europäisches Konzept für Exzellenz und Vertrauen“ veröffentlicht. Die Strategie für ein digitales Europa soll die mit KI verbundenen Risiken eindämmen und den KI-Einsatz gleichzeitig vorantreiben. Mit klaren Regeln, was KI darf und was nicht, will die EU-Kommission das Vertrauen der Gesellschaft in die Technologie stärken.
 

„Schutzziele müssen klar benannt werden – sei es Transparenz, Nachvollziehbarkeit oder dass Menschen stets die letzte Entscheidung treffen.“

Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales

Wahrung von Grundrechten und Schutz der Privatsphäre

Ende Juni hat die Bundesregierung Stellung zum KI-Weißbuch der EU-Kommission genommen. Sie begrüßt das Konzept, ein „KI-Ökosystem für Vertrauen“ zu schaffen, das auf europäischen Werten und Regeln beruht. Ziel sei es, „Deutschland und Europa zu einem führenden KI-Standort zu machen.“ Hierfür braucht es einen soliden EU-Rechtsrahmen: Alle Akteure benötigen Planungs- und Rechtssicherheit und müssen KI-Anwendungen vertrauen können. Geltende Rechtsvorschriften in Europa sind nun darauf zu prüfen, ob sie den Risiken und Anforderungen von KI-Anwendungen gewachsen sind oder neu definiert werden müssen. Die Wahrung der Grundrechte und der Schutz der Privatsphäre stehen dabei an erster Stelle. Aber auch Themen von hohem allgemeinem Interesse wie der Klima- und Umweltschutz sind zu berücksichtigen. Regulierungen dürften Innovationen jedoch nicht hemmen, betont die Bundesregierung. Sie sollen das Vertrauen in KI stärken und Bedingungen schaffen, um Wettbewerbsfähigkeit und Innovation in der EU voranzubringen.

Ein europäisches KI-Ökosystem für Exzellenz

Ein weiterer wichtiger Baustein des KI-Weißbuchs ist das „KI-Ökosystem für Exzellenz“. Die Bundesregierung versteht darunter einen „Gleichklang aus innovativer Forschung, wettbewerbsfähigen Unternehmen, moderner Verwaltung und digital kompetenten Menschen“. Alle Mitgliedsstaaten müssen eng zusammenarbeiten. Gerade im Bereich Forschung und Entwicklung sind internationale Netzwerke wichtig, um Synergien zu schaffen. Außerdem will die EU eine gemeinsame Dateninfrastruktur errichten. Den Grundstein zur europaweiten Vernetzung legten Deutschland und Frankreich 2019 mit dem Projekt GAIA-X. Dessen Ziel ist es, eine leistungsfähige und sichere Dateninfrastruktur für Europa aufzubauen.
 

Um das wirtschaftliche Potenzial von KI voll auszuschöpfen, wollen EU und Bund vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dabei unterstützen, sich mit KI vertraut zu machen. Außerdem müsse entsprechendes Fachwissen aufgebaut und gefördert werden. Nicht nur im akademischen Bereich, um Forschung voranzutreiben, sondern auch in den Unternehmen selbst. KI-Kompetenz soll künftig in der Ausbildung sowie in Fort- und Weiterbildungen vermittelt werden. Nur so könne dem Fachkräftemangel vorgebeugt und der KI-Einsatz in Wirtschaft und Gesellschaft ausgebaut werden.
 

„Wir wollen mit Europa an die weltweite Spitze der KI-Forschung und Anwendung kommen.“

Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung

Enquete-Kommission im Endspurt

Nicht nur auf EU-Ebene werden KI-Empfehlungen für die Politik erarbeitet. Vor zwei Jahren berief der Bundestag die „Enquete-Kommission zur Künstlichen Intelligenz“ ein. Aufgabe der Kommission ist es, den Einfluss Künstlicher Intelligenz auf nationaler Ebene zu untersuchen. Sie finalisiert derzeit ihren Abschlussbericht. Der befasst sich unter anderem mit Diskriminierungsfreiheit und untersucht mögliche Rechtslücken beim Datenschutz, Urheber- und Wettbewerbsrecht. Die Enquete-Kommission sieht besonders in der Mobilitätsbranche vielfältige Möglichkeiten für den Einsatz von KI. Deshalb empfiehlt sie dem Bund – als Hauptanteilseigner der Deutschen Bahn AG – KI-Projekte voranzutreiben. Gerade im Bahnbetrieb böte KI beste Chancen, die Qualität und Kapazität zu steigern sowie den Kundenservice zu verbessern.
 

KI als Markenzeichen für Deutschland

Seit die Bundesregierung im Jahr 2018 die „Strategie Künstliche Intelligenz“ beschlossen hat, steht die Technologie ganz oben auf der deutschen Agenda. Das Ziel: „KI made in Germany“ soll zu einem Markenzeichen für sichere, verantwortungsvolle und gemeinwohlorientierte KI-Anwendungen werden. Unter anderem soll das von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil im März 2020 eröffnete KI-Oberservatorium dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen. Denn ob in Krankenhäusern, Fabriken oder Bürogebäuden: KI hält branchenübergreifend Einzug in die Arbeitswelt – das KI-Oberservatorium beobachtet und analysiert, inwiefern sich der KI-Einsatz in der Praxis auswirkt. Es soll „für Daten, Algorithmen und Anwendungen verbindliche Standards und Regeln entwickeln, die einen menschengerechten Einsatz neuer Technologien ermöglichen“, erklärte Hubertus Heil in seiner Eröffnungsrede.
 

In den kommenden Jahren wird KI für das wirtschaftliche Wachstum in Deutschland eine bedeutende Rolle spielen. Deshalb hat die Bundesregierung in ihrem jüngsten Konjunktur- und Zukunftspaket zur Krisenbewältigung die geplanten Investitionen in KI aufgestockt: Statt drei sollen bis 2025 fünf Milliarden Euro investiert werden, damit der KI-Standort Deutschland gestärkt aus der COVID-19-Krise hervorgeht und langfristig wettbewerbsfähig bleibt.
 

Aktuell geht es um das Wie. Das Bundeskabinett arbeitet an der Fortschreibung seiner deutschen KI-Strategie. Darin wird es auch um Maßnahmen gehen, die innerhalb des Konjunkturpakets beschlossen wurden, um die Schlüsseltechnologie zu fördern. National und in Europa.
 

„Jetzt ist die Zeit, um in Schlüssel- initiativen der KI zu investieren und damit Innovationskraft und Wett- bewerbsfähigkeit von morgen zu sichern.“

Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und Energie

Das könnte Sie auch interessieren:
 

 
BWI-Innovationseinheit Schmiede digitalisiert LIZ-Mappe für das Verteidigungsministerium
Programmierprojekt (SoftWerk)
4 min
15. November 2021

BWI-Innovationseinheit Schmiede digitalisiert LIZ-Mappe für das Verteidigungsministerium

#Bundeswehr

#Applikationen

Mit Feuereifer bei der Sache: In nur drei Monaten hat die BWI-Innovationseinheit „Schmiede“ ihr erstes digitales Programmierprojekt (SoftWerk) zum 1. Oktober abgeschlossen. Die Aufgabe bestand darin, die von der Leitungsinformationszentrale (LIZ)…
4 min
15. November 2021
 
Von Adaptive Enterprise bis Data Driven Culture – Die wichtigsten (IT-)Trends 2021
4 min
12. Januar 2021

Von Adaptive Enterprise bis Data Driven Culture – Die wichtigsten (IT-)Trends 2021  

#Applikationen

Die Pandemie hat Unternehmen herausgefordert und tut es noch: Sie mussten schnell reagieren, um ihr Business an die veränderte Situation anzupassen. Und das sowohl technisch als auch menschlich. COVID-19 prägt damit auch die Trends für das nächste…
4 min
12. Januar 2021