Digitale Plombe: Logistik mit Brief und Siegel© Connect world/AdobeStock
Kontrolle und Sicherheit im Logistikprozess

Digitale Plombe: Logistik mit Brief und Siegel

4 min
12. April 2021

Mehr als 300.000 Computer, Netzwerk-Komponenten, Smart-Devices und Zubehör – oft mit sensiblen Daten – versendet die BWI jährlich an Bundeswehrstandorte deutschlandweit. Sicherheit ist dabei das oberste Gebot. Mit der digitalen Plombe können BWI und Bundeswehr den gesamten Logistikprozess in Echtzeit kontrollieren und lückenlos nachvollziehen.

Als IT-Dienstleister der Bundeswehr unterliegen die BWI und ihre Logistikpartner strengen Vorgaben zum ordnungsgemäßen Warenversand. Mit Plomben versiegeln Logistiker die Transportmittel für den Warenversand. Die haptischen Siegel für Behälter und Gehäuse schützen die Waren beispielsweise vor Diebstahl.

Mit einer lückenlosen und manipulationssicheren Dokumentation des Logistikprozesses wären mögliche unbefugte Öffnungen der Plombe feststellbar. Doch aktuell ist diese Kontrolle nur nachgelagert möglich. Was fehlt, ist eine digitale Lösung, die die ineinandergreifenden Logistikprozesse zwischen BWI und externen Logistikdienstleistern sicher zusammenführt.

Der Lösungsansatz: eine digitale Plombe, die auf Blockchain-Technologie basiert. Die Idee entstand aus Neugierde und Innovationsgeist. Seit April 2019 beschäftigen sich BWI-Expert*innen mit Anwendungsszenarien für Blockchain. Diese wurden nun in einem Experiment der Innovationseinheit „BWI innoX“ praxisnah erprobt.

Das kann die digitale Plombe

Wie genau die digitale Plombe den Logistikprozess verbessert, demonstrieren fünf fiktive Figuren, die die Interessen, Erfahrungen und Erwartungen der am Logistikprozess beteiligten Gruppen repräsentieren. Das sind die Auftragsmanagerin Anette, der Lagerarbeiter Lars, der Lkw-Fahrer Felix, der Vor-Ort-Manager Volker und die Controllerin Cordula.

Wenn Anette IT-Geräte an eine Liegenschaft versendet, erstellt sie zuerst einen Lieferauftrag für einen externen Logistikdienstleister der BWI. Da die BWI kein eigenes Logistikzentrum oder Transportflotte besitzt, kann Anette nicht vollständig kontrollieren, wie und wann die weiteren Schritte im Versendungsprozess stattfinden. Sie weiß nur, wie viele Geräte welcher Art zu welchem Liefertermin an welchem Ort ankommen sollen. Erst bei erfolgreicher Zustellung erfährt sie, ob alle Geräte richtig geliefert wurden.

Mit der digitalen Plombe hat Anette mehr Kontrolle über den gesamten Prozess: In der eigens für ihre Rolle entwickelten App-Version erstellt sie einen Blockchain-basierten Auftrag. Der geht per App an den Lagerarbeiter Lars. Auf ihrem Dashboard sieht Anette jeden laufenden Auftrag und kann jederzeit den Status abfragen.

Lars nimmt den Auftrag an und stellt die Sendung zusammen. Einer Sendung kann er mehrere Plomben zuweisen. Er verplombt die Transportmittel und den Lkw, der mit der Ware zur Liegenschaft fährt, digital und bestätigt die Abfertigung in der für ihn angelegten App-Version. Anette erhält darüber eine Benachrichtigung und sämtliche Auftrags- und Plombeninformationen werden in der Blockchain gespeichert. Der direkte Kontakt über die App hilft beiden: Lars sieht auf einen Blick, wie viele Geräte er in welcher Verpackungseinheit auf welchen Lkw laden soll. Anette sieht in Echtzeit, wann er mit dem Auftrag begonnen und wann er ihn abgefertigt hat.

Voll integriert: Vom Auftrag bis zur Auslieferung

Dann startet die Auslieferung: Der Lkw-Fahrer Felix möchte wissen, wohin er fahren muss und wann er dort ankommen soll. Der genaue Inhalt der Pakete interessiert ihn nicht. Mit der digitalen Plombe kann die BWI steuern, dass er nur die relevanten Lieferinformationen erhält – ein wichtiger Sicherheitsaspekt.

Sollte sich Felix verspäten, kann er über die App eine Push-Benachrichtigung an Anette schicken. So weiß Anette in Echtzeit, was die Auslieferung verzögert und kann entsprechend reagieren, zum Beispiel indem sie den Vor-Ort-Manager Volker über die Verspätung informiert. Bei sicherheitsrelevanten Vorfällen kann Anette sofort den Auslieferungsprozess unterbrechen und – wenn nötig – geeignete Schritte einleiten. Nur sie kann den Prozess per App anschließend wieder freigeben.

© BWI GmbH

Sobald Vor-Ort-Manager Volker Felix‘ Lieferung annimmt, scannt er die Plomben per App und gleicht diese mit den in der Blockchain abgelegten Informationen automatisiert ab. Beim analogen Verfahren musste Volker mühselig Nummern kontrollieren. Der digitale Prozess spart im Vergleich Zeit und minimiert Fehler.

Controllerin Cordula kann dank der lückenlosen Aufzeichnung in der Blockchain alle Zeitstempel auslesen. Sie weiß, wann Lars den Auftrag angenommen hat, wann Felix losgefahren ist und wann Volker die Sendung entgegengenommen hat. So prüft sie mit den automatisch generierten Daten lückenlos und komplett nachweisbar, ob die Lieferung im vorgegeben Zeitrahmen stattgefunden hat: Jeder neue Prozessschritt verlängert die Blockchain und verweist dabei auf den vorherigen. Dadurch sind die Daten in der Blockchain unveränderbar und vor Manipulation geschützt

Mit Sicherheit? Mit Blockchain.

Ob es die digitale Plombe bald in das Service-Portfolio der BWI schafft, ist offen. In jedem Fall sind die Bundeswehr und andere Behörden ohne eigene Logistikinfrastruktur auf den gesicherten Versand von Geräten und Produkten angewiesen – und die digitale Plombe ist eine einfache und sichere Lösung dafür.

Die Ideengeber denken sogar schon weiter: Bei einem internationalen Einsatz der digitalen Plombe, zum Beispiel für zukünftige Herausforderungen bei der globalen Versendung sensibler Güter, müssten die Versendenden einzelne lokale Subunternehmen und Logistiker*innen nicht erst evaluieren. Die Projektverantwortlichen erklären: „Wir können mit der digitalen Plombe unsichere Wege sicherer machen.“

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