
Der Weg, die Digitalisierung der Bundeswehr mitzugestalten, führt über die BWI. Mit Technologie- und Dienstleistungspartnern sorgt sie für die geforderten Lösungen. Dem Dialog mit Partnern dienten auch 2022 wieder die BWI Industry Days – um gemeinsam noch effektiver, effizienter und schneller ins Tun zu kommen.
Deshalb: „Wir müssen mit uns reden wie Dickschädel.“ – Würde von den zweiten BWI Industry Days nur eine einzige Aussage in den Köpfen der rund 480 Teilnehmenden bleiben, wäre es wohl diese. Martin Kaloudis hat sich die Zeile aus dem Mark-Forster-Song „Übermorgen“ als Einstieg in seine Keynote ausgeliehen. Damit brachte der Chief Executive Officer der BWI auf den Punkt, welches Commitment er sich von all jenen wünscht, die zusammen mit der BWI die Bundeswehr digitalisieren. Für die wichtige Aufgabe brauche es unter allen Partnern eine nachdrückliche, beharrliche, konsequente und konstruktive Auseinandersetzung.
Die Industry Days 2022 fanden am 24./25. Mai 2022 zum zweiten Mal statt, wie im vergangenen September wieder im KAMEHA Grand Bonn. Speaker*innen aus Politik, Verwaltung, Bundeswehr, Wirtschaft und der BWI brachten ihre Sichtweisen ein und trafen sich zum intensiven Austausch.
Partnerschaften als Grundstein digitaler Souveränität
Das Leitthema „Modernisierung und digitale Souveränität gemeinsam gestalten“ zog sich als roter Faden durch Vorträge und Diskussionsrunden. Digitale Souveränität – von manchem als „Buzzword“ verstanden – sei bezogen auf die Bundeswehr nichts weniger als ÜBER-lebenswichtig. Die Einsatzfähigkeit der Streitkräfte hänge davon ab, so der Tenor in vielen Beiträgen.
IT-Sicherheit sei Voraussetzung und Fundament digitaler Souveränität, das werde noch zu wenig verstanden. Es brauche eine Abwägung, wie viel Datenschutz notwendig sei und wie wenig wir uns erlauben können, ohne den notwendigen Rechtsrahmen zu verlassen: Dieser Hinweis ging in Richtung Politik. Auch müsste es Fördermittel nicht nur für Forschung geben, sondern für eine eigene Produktentwicklung in unserem Land. Kompetenz sei vorhanden – sie dürfe aber nicht abwandern.
Resilient sein, sich gegenseitig absichern, Wahlfreiheit besitzen – das gehöre zu digitaler Souveränität. Die BWI suche auch deshalb die Zusammenarbeit mit IT-Unternehmen und Technologie-Vorreitern. Als IT-Systemhaus werde sie sich aber ebenso die Bewertungsfähigkeit erhalten. Wichtig sei, bei ihren Entscheidungen IT-Sicherheit UND Funktionalität UND Betreibbarkeit weiterhin in den Fokus zu nehmen.
„Wahlfreiheit ist Basis für digitale Souveränität. Doch wie entscheiden wir uns für die richtigen Lösungen? Dafür brauchen wir ein partnerschaftliches Miteinander, weil es keiner alleine kann.“
Frank Leidenberger, Chief Digital Officer, BWIBeschaffung beschleunigen
Die Digitalisierung der Bundeswehr müsse zudem weiter Tempo aufnehmen – dazu gab es keine Gegenstimmen. Wichtige Grundlage bilde die „Digitalisierungsplattform Geschäftsbereich BMVg“. Für die operative Steuerung durch das Kommando Cyber- und Informationsraum sowie das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) gebe es mit der BWI einen leistungsfähigen Sparringspartner. Gemeinsam werde man die Digitalisierung vorantreiben und das Leistungsportfolio erweitern – und starke Partner aus der Wirtschaft einbeziehen. Warum also laufe die Umsetzung in vielerlei Hinsicht noch immer zu langsam?
Es ließ sich kein einzelner Schuldiger finden! Politik müsse für vereinfachte, effektive Verwaltungsstrukturen und eine Reform der Beschaffung sorgen. Einige Ungeduld richtete sich auch gegen die BWI, die als öffentlicher Auftraggeber an das EU-Vergaberecht gebunden ist. Das nehme man ernst und optimiere bei der BWI die Abstimmungs- und Planungsprozesse laufend.
Beschleunigung könne aber insgesamt nur durch Anstrengungen an vielen Stellschrauben realisiert werden. Kein Unternehmen und keine Akteurin schaffe das allein. Es brauche Modelle für eine flexiblere Verwendung von Haushaltsmitteln, ein Update vergaberechtlicher Rahmenbedingungen, zuverlässige Lieferketten – und nicht zuletzt den intensiven und offenen Dialog wie hier bei den BWI Industry Days 2022.
„Gemeinsam anpacken – joint challenge, joint forces: Lassen Sie uns darüber sprechen, wie wir die Beschleunigung unserer Beschaffungsprozesse hinbekommen.“
Katrin Hahn, Chief Resources Officer, BWILeistungs- und Lieferfähigkeit erhöhen
Wie die Zusammenarbeit in einem funktionierenden Partner-Ökosystem laufen muss, war das dritte der zentralen Themen. Vergaben in Höhe von knapp zwei Milliarden Euro sind für die nächsten zwei Jahre geplant. Dienstleistungen source die BWI bereits heute zu rund 30 % extern. Das Vergabevolumen immer weiter zu erhöhen, sei aber nicht das Ziel an sich. Es gehe auch um mehr Effizienz. Das fordere das BMVg von der BWI – und diese genauso von ihren Partnern.
Die Kraft der Partner werde auch für Innovationen gebraucht. Innovationseinheiten seien ein Mittel, um Entwicklungen zu erkennen und nutzbar zu machen – aber nicht das einzige. Auch die Soldatinnen und Soldaten, die zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Geschäftsbereich BMVg, die großen Player in der Wirtschaft, Startups und Forschungseinrichtungen seien wichtige Ideengeber – ebenso wie die BWI mit allen ihren Abteilungen und Teams.
Um die hohen und steigenden Anforderungen bei der digitalen Transformation der Bundeswehr zu erfüllen, brauche es Co-Creation – und das Nachdenken auch über neue Kooperationsformen. Perspektivisch könne das bis hin zu Multipartner-Kooperationen führen, zum Beispiel aus Joint Ventures mit Marktpartnern und Mehrheitsbeteiligung der BWI unter enger Einbindung der Bundeswehr.
Gefragt seien Partner mit Fitness und Kondition, die diesen Weg mitgehen können. Dafür beschere die Zusammenarbeit mit BWI und Bundeswehr attraktive IT-Aufgaben – und sei auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit ausgelegt.
„Seien Sie dabei. Setzen Sie sich mit uns in Bewegung! Auf dem Weg über die BWI gestalten Sie, unsere Partner in Wirtschaft, Industrie und Forschung, die Digitalisierung der Bundeswehr mit.“
Martin Kaloudis, Chief Executive Officer, BWI"Die Dimension Cyber- und Informationsraum ist neben Luft/Weltraum, See und Land im Club der großen Vier der Bundeswehr angekommen. Wir erwarten von der BWI eine echte strategische Partnerschaft, um die digitale Zukunftsfähigkeit Deutschlands zu gestalten.“
Generalmajor Dr. Michael FärberKommandeur Kommando Informationstechnik der Bundeswehr"Wir brauchen eine klare strategische Ausrichtung der Rüstung mit Fokus auf die Aufgaben der Bundeswehr - und eine langfristige, systematische Strategie in der Beschaffung. Unter anderem muss vermehrt marktverfügbar gekauft werden, um schnell zu werden. "
Alexander Müller (MdB)verteidigungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion"Im Bereich der IT brauchen Sie jemanden, der die Dinge schnell und agil umsetzt. Die BWI ist dafür ein starker Partner. Das geplante Sondervermögen von 100 Mrd. Euro soll auch für Digitalisierungsprojekte der Bundeswehr eingesetzt werden.“
Dr. Reinhard Brandl (MdB)digitalpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag„IT-Sicherheit ist Voraussetzung und wichtiges Fundament digitaler Souveränität. Wir sehen die BWI als strategischen Partner, um das Thema voranzutreiben. Neben den Investitionen in Forschung benötigen wir aber vor allem auch bessere Rahmenbedingungen für die Industrie hierzulande.“
Axel DeiningerVorstandsvorsitzender der Secunet Security Networks AG"Für digitale Souveränität ist digitale Bildung extrem wichtig. Be the change: In Unternehmen sind Mitarbeiternetzwerke – technische Communitys – eine gute Maßnahme, um digitale Transformation voranzubringen."
Kenza Ait Si AbbouDirector Client Engineering DACH, IBM„Die BWI war das erfolgreichste ÖPP-Projekt in Europa. Jetzt erweitern wir die Inhouse-Gesellschaft BWI zum IT-Systemhaus, das seinerseits auf ein leistungsfähiges Partner-Ökosystem zurückgreifen können muss.“
Generalleutnant Michael VetterCyber/Informationstechnik und Chief Information Officer im Bundesministerium der Verteidigung„Unser Thema ist ‚fit to fly‘. Die Umsetzung unseres Projekts wäre ohne die fachliche Begleitung der BWI nicht möglich gewesen. Von der Vertragsgestaltung über die Einbindung externer Partner bis hin zur Abrechnung der erbrachten Leistungen lief alles über die Projektkoordination der BWI.“
Oberfeldarzt Mirjam BreidtLeitende Qualitätsmanagementbeauftragte, Zentrum für Luft- u. Raumfahrtmedizin der Luftwaffe„Nachhaltige digitale Wertschöpfung braucht Daten- und Technologie-Souveränität. Im Kontext Cloud kommt betriebliche Souveränität hinzu. Die Cloud-Journey ist mehr als ‚nur‘ eine technische IT-Umstellung – sie hat zunehmend auch eine geopolitische Komponente.“
Fabian KloseSenior Vice President Cloud Services Sales, T-Systems GmbHBWI Industry Days – Transparenz, Austausch, Bewegung
Über Nachfragerunden zu den Vorträgen hinaus kamen die Teilnehmenden auch beim Rahmenprogramm in den Dialog. In Breakout-Sessions wurden erfolgreiche BWI-Produkte wie etwa die auf Open Source beruhende Chat-Lösung „BwMessenger“ oder „Das KI-Service Mesh – ein Baukasten für komplexe Systeme“ präsentiert und diskutiert. Gesprächsstoff gab es für viele Stunden und auch beim Walking-Dinner am ersten Abend.
Für die BWI ist der Aufbau eines Partner-Ökosystems, also einer intensiven Zusammenarbeit mit verschiedenen innovativen und leistungsstarken IT-Unternehmen der privaten Wirtschaft, Teil des Wegs zum modernsten deutschen Unternehmen des öffentlichen Sektors. Sie wird weiter darum kämpfen, die besten Kräfte der IT-Branche für die Digitalisierung der Bundeswehr zu gewinnen.
Und so hieß es zum Abschluss: Nach den BWI Industry Days ist vor den BWI Industry Days: Die nächsten finden statt am 8./9. August 2023 in Berlin.
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