Frank Völker in seiner Eröffnungsrede beim Quantensymposium 2023© BWI GmbH/Ilya Pusenkoff
Frank Völker im Interview

Aktuelle Entwicklungen im Bereich der Quantentechnologien

2 min
7. Oktober 2025

Quantentechnologien sind auf dem Vormarsch – und damit auch für die Bundeswehr und die BWI ein Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt. Frank Völker, Leiter des Technology Centers Quantum Enabled Technologies der BWI, gibt Einblicke in aktuelle Entwicklungen rund um Quantentechnologien.

Frank, was macht die Arbeit an Quantentechnologien so besonders?

 

Vor meiner jetzigen Tätigkeit habe ich mit meinem damaligen Team innovative Ideen mit der Bundeswehr entwickelt und erste funktionsfähige Versionen mit Technologien wie KI, Extended Reality und Co. realisiert. Wir haben also bestehende Anwendungsfälle frei nach dem Motto „Problem sucht Lösung“ durch innovative Technologien verbessert. Mit Blick auf Quantentechnologien entwickeln wir heute Anwendungsszenarien nach dem Prinzip „Lösung sucht Problem“. Was werden die Technologien in fünf, zehn, fünfzehn Jahren können und welche neuen Fähigkeiten resultieren daraus? Dieser Ansatz ist für Schlüsseltechnologien wie KI und Quanten von enormer strategischer Bedeutung, um sinnbildlich vor die Welle zu kommen.

Welchen Beitrag leistet die BWI im Bereich der Quantentechnologien und wie kann sie diese nutzbar machen?

Wir interpretieren die Potenziale und Risiken von Quantentechnologien im Hinblick auf das Serviceportfolio für unseren Kunden Bundeswehr aus verschiedenen Blickwinkeln – fachlich, wirtschaftlich, organisatorisch – und arbeiten dabei an der Schnittstelle zwischen Forschung, Industrie und öffentlichen Partnern. Hier befassen wir uns mit der quantensicheren Kommunikation mit Quantum Key Distribution (QKD) und Post Quanten Kryptografie (PQC), der Quantensensorik sowie Quantencomputing. Für die Bundeswehr stehen konkrete Fähigkeiten und Lösungen im Vordergrund, etwa besonders sichere Kommunikationskanäle, präzisere Messverfahren oder leistungsfähige Simulations- und Analysefunktionen. Quantentechnologien können helfen, neue Lösungen zu ermöglichen, die in konkreten Anwendungen zum Einsatz kommen.

Mit Blick auf den sogenannten Q-Day – den Tag, an dem Quantencomputer in der Lage sein werden, derzeitige Verschlüsselungsverfahren zu knacken –  haben wir frühzeitig für mögliche Risiken sensibilisiert und entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Die BWI hat schon 2023 erste Services auf Post-Quanten-Kryptografie umgestellt und priorisiert die Umstellung aller betroffenen Services und Maßnahmen.

Warum ist es so wichtig, in Netzwerken und Gremien aktiv zu sein?

Quantentechnologien brauchen eine koordinierte Entwicklung – technisch, politisch und wirtschaftlich. Wir bringen unsere Perspektive in verschiedenen Formaten ein, um Standards mitzugestalten, technologische Entwicklungen einzuordnen und Kooperationen voranzutreiben. Beispielsweise ist die BWI Teil des Münchener Quantennetzwerks (MuQuaNet). In dem QKD-Netzwerk testet die Universität der Bundeswehr München (UniBw M) gemeinsam mit der BWI und anderen Partnern die Technologie auf Alltagstauglichkeit und spielt die Erkenntnisse zurück in die Community.

Wir arbeiten eng innerhalb von Fach-Communities zusammen. Darin sind Mitglieder aus Wissenschaft und Forschung, der Startupszene, Industrie, öffentlicher Verwaltung und natürlich der Bundeswehr. Die Herausforderung liegt nicht im Fachwissen allein, sondern in der Kommunikation zwischen Disziplinen. Deshalb legen wir viel Wert auf methodisch strukturierte Formate, wie gemeinsame Bedarfsanalysen oder Pilotprojekte. Beispielsweise veranstaltet die BWI jährlich gemeinsam mit dem BMVg das Quantensymposium mit dem Schwerpunkt Defence. Hier kommen Vertreter aus Wissenschaft und Forschung, öffentlicher Verwaltung, Industrie und Bundeswehr zusammen, um gemeinsam den Stand der Technologien und deren Anwendungspotenziale im Defense-Bereich zu interpretieren. Das nächste, inzwischen vierte Quantensymposium, findet am 13. November 2025 in Berlin statt.

Wie siehst du die nächsten Schritte in der Entwicklung von Quantentechnologien?

In den nächsten Jahren wird es darauf ankommen, belastbare Anwendungsfelder zu identifizieren und diese unter realen Bedingungen zu testen. Es ist wichtig, jetzt mit dem Aufbau von Kompetenzen zu beginnen – nicht mit dem Ziel, alles sofort umzusetzen, sondern um technologische und strategische Entwicklungen einordnen zu können. Wenn wir früh beginnen, Fragen zu stellen, können wir später fundierter entscheiden – und rechtzeitig die neuen Fähigkeiten zur Wirkung bringen. Denn darum geht es am Ende und das ist unser Antrieb.

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