Künftig verfügt die BWI im verbindenden Kernbereich ihres Telekommunikationsnetzes über ein modernes, leistungs- und zukunftsfähiges Kernnetz und ist damit für neue Kunden und kommende Anforderungen wie Cloud Computing gerüstet.
Mit der Fertigstellung der beiden Backbone-Standorte in Stuttgart hat die BWI Anfang März einen ersten Meilenstein im Projekt „WDM2.0“ erreicht.
Hinter DWDM (Dense Wavelength Division Multiplexing) verbirgt sich die heute leistungsstärkste Variante sogenannter optischer Frequenzmultiplexverfahren. Man verwendet sie, um Daten über Glasfaserkabel beziehungsweise Lichtwellenleiter zu übertragen. Bei dem optischen Verfahren DWDM werden mehrere Lichtsignale, die aus verschiedenen Wellenlängen beziehungsweise Spektralfarben bestehen, gebündelt und parallel in den Lichtwellenleiter eingespeist. Jede Wellenlänge steht für einen virtuellen Übertragungskanal, das physische Medium ist die Glasfaser. Dadurch ist es möglich, mehrere Signale gleichzeitig auf einer einzigen optischen Faser zu übertragen. Das Verfahren findet auch beim Weitverkehrsnetz (WAN) Anwendung, über das die BWI ihren Kunden Daten- und Sprachkommunikation ermöglicht.
Steigerung der Übertragungskapazität
Der Startschuss für den Umbau des DWDM-Backbones fiel Anfang 2017. Ziel war es, den Anteil des Weitverkehrsnetzes mit Blick auf die neuen Aufgaben der BWI für Bundeswehr und Bund zu modernisieren und zukunftssicher zu gestalten. Mit Erfolg: Im neuen Backbone erreicht die BWI jetzt eine Übertragungskapazität von acht Terabit pro Sekunde je Netzabschnitt und im gesamten Backbone in Summe 280 Terabit pro Sekunde. Das ist 66mal so viel wie vor der Umrüstung möglich war.
Neben einer deutlich höheren Übertragungskapazität hat die BWI aktuelle Features eines optischen Netzes sowie weitgehende automatische Funktionen implementiert. Ein Beispiel ist der Einsatz von ROADM (re-konfigurierbarer optischer Add-Drop-Multiplexer). Dadurch kann die BWI unter anderem Verbindungen ohne den Einsatz von Servicetechnikern vor Ort um- beziehungsweise neu schalten. Sie erreicht dadurch einen weit höheren Automatisierungsgrad beim Betrieb des Netzes.
Anbindung von Rechenzentren und Subringen
Trotz der hohen infrastrukturellen Anforderungen mit vielen Umbauten verlief die Migration für Nutzer unbemerkt und unterbrechungsfrei. In den kommenden Wochen und Monaten steht die Modernisierung der DWDM-Subringe des Weitverkehrsnetzes an. Über sie werden Rechenzentren und wichtige Bundeswehr-Liegenschaften an das WAN angeschlossen. Aber auch Rechenzentren des Bundes wie sowie das Informationstechnikzentrum Bund (ITZBund) werden über das moderne Netz der BWI verbunden.
Bis zu 100 Gigabit pro Sekunde
Bislang stellt das DWDM des Weitverkehrsnetzes inklusive aller Glasfaser-Subringe bis in die Bundeswehr-Liegenschaften zwölf Kanäle mit einer maximalen Kapazität von je 10 Gigabit pro Sekunde (GBit/s) zur Verfügung. Einzige Ausnahme bildete bislang die Hochleistungsstrecke zwischen Rheinbach und Köln, die Bundeswehr und BWI 2015 als Pilot in Betrieb genommen hatten und die Daten mit bis zu 100 GBit/s transportieren konnte. Nach der Modernisierung verfügt das Backbone über 80 Kanäle, Subringe mit einem Rechenzentrum (Rz) über 40. Jeder Kanal besitzt eine Übertragungskapazität von jeweils bis zu 100 Gigabit pro Sekunde.
Bereits Ende letzten Jahres hat die BWI im Zuge des Projekts „WDM2.0“ den Rz-Subring im Raum Berlin-Brandenburg auf die neue Technologie umgebaut. Er verfügt damit als erster von vier Rechenzentrums-Subringen über eine Hundertgigabit-Anbindung an das Backbone. 2019 folgen weitere. Subringe mit Bundeswehr-Liegenschaften ohne Rechenzentrum werden auch nach Modernisierung weiterhin über die bisherige Bandbreite verfügen. Im Zuge des DWDM-Umbaus erhält aber auch hier die Automatisierung im WAN-Betrieb Einzug. Der Abschluss der Arbeiten ist für 2020 vorgesehen.
Über das Weitverkehrsnetz der BWI
Im Zuge des HERKULES-Projekts hat die BWI für die Bundeswehr ein modernes Glasfaser-Weitverkehrsnetz aufgebaut und betreibt es seitdem. Um das Netz ausfallsicher zu machen, wurden zwei Leitungsnetze errichtet, die unabhängig voneinander (redundant) sind. An das rund 12.000 Kilometer lange WAN, bestehend aus Backbone und Subringen, sind alle Liegenschaften der Bundeswehr angeschlossen. Als IT-Dienstleistungszentrum des Bundes stellt die BWI über das Weitverkehrsnetz Services künftig auch anderen Bundesbehörden zur Verfügung.