Innovation
„Künstliche Intelligenz greifbarer machen“ – Einsatz und Entwicklung von KI bei der BWI
Lange Zeit konnte man weit im Voraus planen. Diese Zeiten scheinen vorbei. Ereignisse jedweder Art sind nicht mehr so leicht vorherzusehen, Prognosen und Erfahrungen aus der Vergangenheit lassen sich nicht mehr so einfach auf die Zukunft übertragen. Unternehmen müssen es schaffen, sich in kürzester Zeit an äußere Umstände, neue Technologien, Marktentwicklungen und vor allem die Bedürfnisse der Kunden anzupassen. Erfolgreiche Unternehmen verstehen ihre Kunden – und nutzen dafür eine Vielzahl an Daten, die sie auswerten. Um so flexibel wie möglich zu sein, handeln Unternehmen und Organisationen dynamisch, wenig hierarchisch und transparent. Sie setzen auf moderne Methoden wie Design Thinking, automatisieren ihre Prozessgestaltung und bauen auf skalierbare Cloud-Lösungen. Die Mitarbeiter*innen sind aktiv in Veränderungen eingebunden und sorgen dafür, dass ihr Unternehmen flexibel agieren und reagieren kann. Auch bei der Bundeswehr wird, wo sinnvoll, auf strenge Hierarchien verzichtet und auf selbststeuernde Teams umgestellt – wie zum Beispiel in den Einsätzen in Afghanistan und Irak. Ob Bundeswehr oder Unternehmen: Nur wer sich an Veränderungen anpasst, schafft die nötige Flexibilität für die Zukunft.
Wie schaffen es Unternehmen auch zukünftig, schwierige Situationen ohne größere Schäden zu überstehen? Derzeit dreht sich alles um COVID-19 – aber auch Klimaveränderungen, Cyberangriffe oder Naturkatastrophen können Unternehmen von jetzt auf gleich vor neue Herausforderungen stellen. 2020 mussten viele Unternehmen über Nacht bessere Home-Office-Möglichkeiten schaffen. Auch für BWI und Bundeswehr war das ein Härtetest – schließlich mussten auch außerhalb der Kasernen und Bürogebäude die höchsten Sicherheitsstandards eingehalten werden, was ausnahmslos gelang.
Ein Trend 2021 ist dennoch: Eine Resilienzanalyse durchführen, also Unternehmens- und Wissenskultur, Kundenbeziehungen, Betrieb und Arbeitsplatz genau betrachten. Ist Veränderung eine Kernkompetenz des Unternehmens? Kann sich jeder Mitarbeiter kurzfristig benötigtes Wissen aneignen? Sind die digitalen Voraussetzungen geschaffen, um flexibel zu agieren? Wie gut sind die Monitoringsysteme, wie hoch der Automatisierungsgrad? Im Zeitalter der Digitalisierung sind traditionelle Geschäftsmodelle, Unternehmensstrukturen und Führungsverhalten bereits im Umbruch, Unternehmen werden flexibler, Prozesse effizienter und Methoden agiler. Das kommt auch der Resilienz zugute.
Umfassende Datenbestände ermöglichen nicht nur Analysen, sondern auch eine intelligente Prozessautomatisierung. Entwicklungen wie Artificial Intelligence, Industry of Things, Robotic Process Automation (RPA) und viele weitere können manuell durchgeführte Standardprozesse automatisieren. Beispielsweise lassen sich durch Sensortechnik gerade bei Themen wie Wartung, Instandhaltung und Sicherheit im IT-Betrieb Ausfälle im Vorhinein verhindern. Auch in der Beschaffung und Logistik helfen Datenanalysen und intelligente Tools, die Ressourcen besser zu planen und beispielsweise in Organisationen wie der Bundeswehr die Einsatzbereitschaft jederzeit sicherzustellen. Initiativen zur Prozessautomatisierung werden seit einigen Jahren mit den NATO-Partnern vorangetrieben und in Zukunft durch smarte Automatisierungswege verbessert.
Beim Luftfahrtamt der Bundeswehr stellt die RPA beispielsweise Fallschirmsprunglizenzen aus: Hat ein Soldat die Ausbildung zum Fallschirmspringer beendet, prüft das System automatisch, ob er auch alle anderen Kriterien erfüllt, um die Lizenz zum Fallschirmspringen zu erhalten, beispielsweise bestandende Lehrgänge oder Gesundheitstests. Früher prüfte das ein Sachbearbeiter manuell, heute erledigt das ein Roboter. Neben wichtigen Prozessoptimierungen setzt die BWI künftig intelligente Technologien ein, um Leben zu retten. Beim aktuellen Innovationsprojekt „Mit KI durch Wände sehen“ etwa nutzt die BWI Radiosignale, um hinter Wänden Personen ausfindig zu machen. Mit dieser Technologie sollen Rettungskräfte zukünftig im Katastrophenfall Personen finden und in Sicherheit bringen können.
Daten bedeuten Fortschritt. Mit ihnen erlangen Unternehmen neue Erkenntnisse in allen Bereichen. Gerade in unruhigen Zeiten sind diese Erkenntnisse wichtiger denn je: Welche Bedürfnisse haben die Kunden aktuell? Wie ist die Finanzlage jetzt und in Zukunft? Welche Maßnahme brachte welche Ergebnisse? Mit Datenanalysen lassen sich viele Entscheidungen schneller und fundierter treffen und strategische Vorteile schaffen. Doch eine Data Driven Culture lässt sich in einem Unternehmen nicht über Nacht schaffen. Führungskräfte müssen die neue Kultur aktiv vorleben, realistische Meilensteine definieren und beispielsweise Schulungen im Umgang mit Daten anbieten. Sie müssen Platz für neue Konzepte schaffen und den Mitarbeitern Zeit geben, die neue Kultur anzunehmen. Ebenso wichtig: Die Kommunikation unter Mitarbeiter*innen. Datenspezialisten sollten sich mit den Fachbereichen regelmäßig austauschen, Know-how weitergeben und das gemeinsame Lernen und Wachsen fördern. So lassen sich Tools und Technik effizienter einsetzen und Zeit und Kosten sparen – aber nur, wenn das ganze Unternehmen sich auf seine Daten verlassen kann und will.
2019 war Nachhaltigkeit in aller Munde – sowohl unter ökologischen und ökonomischen wie auch unter sozialen Gesichtspunkten. Zwar ist das Thema in der öffentlichen Wahrnehmung im vergangenen Jahr etwas nach hinten gerückt, gerade in der aktuellen Krisenlage ist es aber aktueller denn je. Für viele Arbeitnehmer*innen und Bewerber*innen ist eine wertorientierte und sinnstiftende Ausrichtung ihres Unternehmens entscheidend. Führungskräfte spüren in der Krise, wie wichtig es ist, sorgsam mit den Ressourcen ihres Teams umzugehen. Auch 2021 ist Nachhaltigkeit daher brandaktuell. So kann beispielsweise durch den Einsatz von Smart-Grid-Technologien die Energieversorgung von Rechenzentren optimiert werden. Und Smart-Health-Lösungen unterstützen das Wohlbefinden von Mitarbeiter*innen und Soldat*innen.