
Seit Februar 2018 ist Petra Jaschhof als CIO der BWI tätig. Als Frau in einer IT-Führungsposition gehört sie damit noch immer zu den Ausnahmen in Deutschland. Im Interview erzählt die erfahrene Managerin von ihrem Karriereweg.
Als Frau eine Karriere in der IT zu machen ist allein schon eher exotisch, in einer Führungsposition noch mehr. Zum CIO schaffen es meist nur Männer. Was lief bei Ihnen anders als bei anderen Frauen?
Nun, ich glaube, dass ich nie verbissen Karriere machen wollte, sondern den Wunsch hatte, zu gestalten und zu entwickeln. Dies führte schnell zu ersten kleinen Führungs- bzw. Projektverantwortungen. Meine Neugierde und das Bestreben, Inhalte zu verstehen, habe ich nie verloren. Generell bin ich mir ziemlich sicher, dass die Bereitschaft zum ständigen Wandel ausschlaggebend war. Aber es gehören natürlich auch Glück dazu und der Mut, sich auch immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen.
War Ihre Laufbahn immer so geradlinig oder mussten Sie auch mal Rückschläge hinnehmen? Gab es Momente, in denen Sie gesagt haben, nun schmeiße ich doch hin und gehe in einen klassischen Frauenberuf? Mit welchen Vorurteilen wird man als Frau in der IT konfrontiert?
Zunächst einmal: was ist denn heute schon ein „klassischer Frauenberuf“. Ich denke, wir sollten diese Differenzierung überhaupt nicht mehr verwenden. Meine Karriere lief natürlich nicht immer geradlinig und das ist auch gut so. Ich war bereits von 1997-2000 CIO und fand diese Aufgabe schon damals sehr spannend. Aus privaten Gründen bin ich dann aber nach Thailand gegangen und habe dort beruflich die Seiten gewechselt. Ich wurde Consultant und später Projektleiter für verschiedenste internationale Projekte. Dies war eine meiner besten Erfahrungen, denn ich musste immer sicherstellen, dass meine Kunden mit meiner Arbeit zufrieden waren und gerne die Tagessätze zahlen. In Summe war ich fast zehn Jahre in Asien und habe dort in vielen Ländern gearbeitet. Ich habe dort viel über Change Management und kulturelle Unterschiede gelernt, wovon ich heute immer noch profitiere. Als Rückschläge würde ich das aber nicht bezeichnen – eher kontinuierliche Herausforderungen.
Laut Bitkom ist der Anteil von Frauen in der ITK-Branche seit 2015 leicht gestiegen – von 24 auf 28 Prozent. Reicht das aus? Was sind aus Ihrer Sicht die Ursachen dafür, dass Frauen in der IT noch immer unterrepräsentiert sind
Ein Anteil von unter 30 Prozent reicht natürlich nicht aus. Ich denke, das fängt schon früh an. Die IT wird Mädchen vielleicht immer noch weniger nahe gebracht als den Jungen. Und klassische Informatik-Studiengänge sind möglicherweise weniger attraktiv für Frauen. Neue Studiengänge, wie Medien- oder Medizininformatik finden deutlich mehr weiblichen Zulauf. Generell ist die Informatik ja in der Regel mehr Mittel zum Zweck und mittlerweile in jedem technischen Grundstudium sehr stark ausgeprägt. Deshalb möchte ich auch allen Frauen Mut machen, welche nicht direkt aus der Informatik-Ecke kommen, sich für IT-Berufe zu interessieren. Ein Trostpflaster für uns: In den klassischen Ingenieurberufen ist der Anteil der Frauen ja nochmals deutlich niedriger.
Wo sollten wir also ansetzen, um mehr Frauen für männlich besetzte Berufe zu begeistern? Was halten Sie von reinen Frauenstudiengängen? Arbeitgeber erhalten für IT-Berufe deutlich weniger Bewerbungen von Frauen als von Männern. Was könnten sie dennoch tun, um mehr Frauen für den Bereich zu gewinnen?
Ich meine, die Firmen müssen die Attraktivität dieser Branche mehr herausstellen. In der IT-Branche arbeiten ja nicht nur Nerds. Wir müssen mehr Aufklärung über die Inhalte der verschiedenen Aufgabengebiete leisten und natürlich die Chancen für die Zukunft darstellen. Wir befinden uns im Zeitalter der Digitalisierung und die IT ist der Hebel für viele neue Möglichkeiten. Reine Frauenstudiengänge? Was soll denn der Unsinn? Wie können wir meinen, dass damit die Attraktivität für die Inhalte steigen soll? Zudem bietet die durchgängige Digitalisierung viele Möglichkeiten, die berufliche Entwicklung und die private Lebensplanung zu vereinen.
Ist eine Karriere in der IT für wirklich jede Frau etwas oder was sollten Frauen dafür mitbringen? Warum ist eine Karriere in der IT für Frauen spannend?
Generell muss jede/r sich die Frage stellen, ob Karriere für ihn oder sie überhaupt erstrebenswert ist – und das ist erst einmal branchenunabhängig. Führungsaufgaben verlangen heute sehr viel Coachingfähigkeiten und ein gutes Gespür für Menschen und Organisationen. Das sind in der Regel Stärken, die bei Frauen sehr stark ausgeprägt sind. Gepaart mit einem guten Grundverständnis und Interesse an der Informations- und Digitalisierungstechnik können Frauen Teams oder Projekte zu hervorragenden Ergebnissen führen. Das alles würde ich als spannend bezeichnen.
Werden Frauen automatisch stärker in IT-Führungspositionen vertreten sein, wenn insgesamt mehr sich für diesen Karriereweg entscheiden oder was ist sonst noch dafür nötig?
Davon bin ich überzeugt!
Sie sind auch diplomierte Journalistin und waren schon in Marketing und Kommunikation tätig. War das nur ein vorübergehender beruflicher Ausflug oder wie hängen für Sie beide Bereiche zusammen?
Ich habe von Anfang an immer das „Big Picture“ oder die Storyline verstehen wollen, um inhaltlich die Aufgabenstellung einordnen zu können. Mit anderen Worten, ich war von Anfang an immer sehr strategisch unterwegs und von meiner inneren Grundhaltung innovativ und flexibel. Strategie und Kommunikation sind zwei wichtige, sich ergänzende, Elemente einer erfolgreichen Unternehmensführung. Insofern setze ich meine Erfahrungen auf beiden Gebieten sehr gerne zielgerichtet ein.
Welche Karrierepläne haben Sie für die Zukunft?
Ich habe meine Karriere nie detailliert geplant! Wenn neue Herausforderungen auf mich zukommen und diese mich interessieren, dann werde ich sicher auch weitere Schritte gehen. Aber wie ich schon anfangs gesagt habe: alles komplett entspannt. Verbissenheit nimmt Lebensqualität! Mir ist es wichtig, mit interessanten Menschen zu arbeiten und immer wieder neuen Herausforderungen zu begegnen.
Hinweis: Dieses Interview erschien zuvor bei herCAREER.
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