
Mali, Kosovo oder Litauen: Zukünftig realisiert das Team Mission & Training auch in militärischen Einsatzgebieten im Ausland IT-Projekte für die Bundeswehr. Dabei muss alles glattgehen. Deshalb entwickelt das Team für jedes Projekt einen Plan B. Manchmal auch einen Plan C.
Im Interview erzählt Philipp Schwanenberg von den herausfordernden Aufgaben des Bereichs.
Herr Schwanenberg, Sie leiten seit drei Jahren stellvertretend den Bereich „Mission &Training“ und sind damit für militärische Missionen der Bundeswehr seitens der BWI zuständig. Was genau ist Ihre Aufgabe?
Wenn die Bundeswehr in Übung oder im Einsatz ist, stellen wir zukünftig sicher, dass die IT-Technik funktioniert. In den vergangenen Jahren haben wir vor allem Übungen im In- und Ausland begleitet – beispielsweise die Informationslehrübung der Bundeswehr. 2020 fiel sie aufgrund der Corona-Pandemie aus, aber 2019 fuhren zehn Tage lang Panzer durch die Heide. Rund 2.000 Soldatinnen und Soldaten mit 500 Fahrzeugen waren beteiligt. Das Heer zeigte circa 1.000 Führungskräften aus dem In- und Ausland seine Fähigkeiten und Technik und probte gleichzeitig für den Ernstfall. Wir brachten im Vorfeld die Kommunikationstechnik, PC, Monitore und Drucker zum Einsatzort, verkabelten alles und sorgten während der Übung dafür, dass alles lief. Das machen wir natürlich nicht nur für die Übung in der Heide. Wir haben auch schon zur Luftwaffen-Übung „Cobra Warrior“ in England den Gefechtsstandaufbau mit der Gestellung von Kommunikationstechnik unterstützt.
„Im Einsatz muss alles perfekt laufen.“
Philipp Schwanenberg, BWI GmbH, Mission & TrainingZukünftig soll die BWI auch die Auslandsdienststellen der Bundeswehr betreuen. Wie gehen Sie mit dieser Herausforderung um?
Bislang betrieb die Bundeswehr ihre PC in den verschiedenen Auslandsdienststellen selbst. Ein enormer Aufwand, immerhin ist die Bundeswehr weltweit in 85 Ländern mit eigener IT aktiv. Zukünftig übernehmen wir das. Das ist für uns ein großer Vertrauensbeweis. Die Vorbereitungen laufen bereits und wir machen gerade eine Art Inventur: Wie ist die technische Ausstattung? Welche PC, welche Telefone werden wo genutzt? Dazu fahren Teams von uns vor Ort und verschaffen sich einen Überblick über die Bedingungen. Wenn es soweit ist, gibt es für uns zwei große Herausforderungen: Erstens müssen wir in den verschiedenen Einsatzorten unterschiedliche Rechtsgebiete beachten. Teilweise plant die BWI dafür eigene Betriebsstätten im Ausland, um alle rechtlichen Vorgaben zu erfüllen – ein recht großer organisatorischer Aufwand. Die zweite Herausforderung: Alles muss jederzeit funktionieren, auch wenn der Support aus der Basis Inland heraus erfolgen muss. Eine noch größere Herausforderung wird der Einsatz von Mission & Training in den Missionen der Bundeswehr. Im Einsatz muss alles perfekt laufen. Deshalb sichern wir uns mehrfach ab: Es gibt immer noch einen Plan B oder auch einen Plan C.
Wie könnte so ein Plan B aussehen?
Ich gebe mal ein Beispiel: Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den Auslandseinsatz gehen, werden intensiv ausgebildet. Sie hospitieren in verschiedenen Unternehmensbereichen der BWI, um sich möglichst umfassend zu bilden. Zur Vorbereitung zählt auch eine intensive Schulung im Ausbildungszentrum Infanterie in Hammelburg. Die Bundeswehr schult in diesem Zentrum Journalisten, Entwicklungshelfer und eben auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Einsatz in Krisengebieten. Hier wird der Ernstfall simuliert, mit allem, was dazugehört. Unsere Kolleginnen und Kollegen robben beispielsweise auch mit Helm und Schutzweste durch den Dreck. Gleichzeitig wird bewusst Stress simuliert. Das alles ist ein großer Aufwand – für die Teilnehmer, aber auch für die Organisatoren. Unser Plan B: Wir bilden immer mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus als nötig, um auch im Falle eines Ausfalles unseren Auftrag erfüllen zu können. Dieses Beispiel lässt sich auch auf die technischen Herausforderungen übertragen. Wir verlegen nicht einfach nur ein Kabel zwischen ein paar PC. Wir sorgen dafür, dass das Netzwerk auch steht, falls dieses bricht – das ist natürlich sehr vereinfacht dargestellt.
„Ein Job im Krisengebiet ist kein Spaziergang. Aber ungemein spannend.“
Philipp Schwanenberg, BWI GmbH, Mission & TrainingEs klingt nicht so, als hätten Sie und Ihr Team einen klassischen Bürojob …
Es gibt bei uns auch Kolleginnen und Kollegen, die eher koordinativ oder planerisch arbeiten und die Hintergrundarbeit leisten. Dazu zähle auch ich. Wir arbeiten in unseren Büros oder zum Teil auch in den Räumen des Verteidigungsministeriums. Dadurch gewährleisten wir einen engen Austausch zwischen der Bundeswehr und uns. Bei uns arbeiten auch immer einige Soldaten der Bundeswehr mit. Tatsächlich sind wir aber die Einsatztruppe der BWI: Wir suchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Einsatz im Ausland und auch in Krisengebieten. Dafür sollte eine weltweite Reisebereitschaft vorhanden sein. Am liebsten sind uns hierfür Zeitsoldatinnen oder Zeitsoldaten mit einer IT-Ausbildung. Optimaler Weise haben sie Einsatzerfahrung und wissen, was auf sie zukommt. Aber auch andere Teammitglieder sind willkommen – so lange sie Aufträge eigenverantwortlich und auch unter Stress erfüllen können. Denn ein Job im Krisengebiet ist kein Spaziergang. Aber ungemein spannend.
Das könnte Sie auch interessieren:

