Marinesoldat am Schreibtisch vor mehreren Bildschirmen mit Datendarstellungen©Bundeswehr/Yvonne Albert
Vorstellung Projekte zur Nutzung von Datenanalysen

Innovation meets Datenanalyse: militärische Entscheidungsfindung von morgen

4 min
2. Mai 2022

Unternehmen und Organisationen verarbeiten mit zunehmender Digitalisierung eine immer größere Menge an Daten, um Entscheidungen präziser und wirksamer treffen zu können. Die deutschen Streitkräfte bilden da keine Ausnahme: Ob in der Logistik, im Sanitätskommando oder bei Einsatz- und Führungssystemen für das Bundesverteidigungsministerium – die Bundeswehr will das Potenzial ihrer Daten in Zukunft noch stärker nutzen als bisher. Die BWI unterstützt sie dabei.

Entscheidungen, die auf Grundlage von Datenanalysen getroffen werden, ermöglichen Organisationen mehr Effizienz, helfen bestehende Prozesse zu optimieren oder neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Auch der Erfolg militärischer Operationen hängt zunehmend von der Verfügbarkeit, Sammlung und Auswertung von Daten ab: Je präziser die Datenanalyse, desto fundierter können Entscheidungen für einen erfolgreichen Verlauf von Einsätzen der Bundeswehr getroffen werden. Doch welche Daten sind relevant und wie können sie für Analysen und Prozesse optimal verfügbar gemacht werden?

Qualität und Governance: Daten richtig managen

Um eine hohe Datenqualität zu gewährleisten und das Datenmanagement der Bundeswehr zu organisieren, analysiert die BWI zum Beispiel, wie Datenfelder beschaffen sein müssen. Außerdem berät sie dazu, welche Datensätze als Grundlage genutzt und wie diese erfasst und gespeichert werden sollten und ergänzt sie in den Produktivsystemen der Bundeswehr.

Ein Beispiel ist die Logistik: Wenn etwa im Rahmen des Ukrainekriegs Materialien wie Waffen, Munition und Ausrüstung ins Krisengebiet geliefert werden sollen, helfen Daten, die im System der Bundeswehr hinterlegt sind, bei der Organisation: Bestand bzw. Verfügbarkeit, Maße sowie Zustand oder Lagerort des Materials. Daraus lässt sich unter anderem ableiten, ob vorher Wartungsarbeiten erforderlich sind, wie das Material verpackt wird und wie der Transport erfolgt.

Krisen früh erkennen dank KI

Valide Datenbestände und die Infrastruktur, die diese den Beteiligten verfügbar macht, sind essentiell. Um Entscheidungen effizienter zu machen, müssen die Daten aber auch gezielt verarbeitet werden. Für die Bundeswehr entwickelt die BWI daher innovative Anwendungen zur Datenanalyse. Auswertungen könnten unter anderem durch künstliche Intelligenz automatisiert und beschleunigt werden.

Zum Einsatz kommt diese Technologie zum Beispiel für die Krisenfrüherkennung. Bei Naturkatastrophen, Pandemien, Unruhen oder in Konflikten muss das Nationale Risiko- und Krisenmanagement schnell handlungsfähig sein. Ein klares Lagebild in Echtzeit vereinfacht das Vorgehen – beispielsweise um Evakuierungsmaßnahmen einzuleiten. Damit Krisen- und Konfliktszenarien frühzeitig erkannt werden und angemessen reagiert werden kann, sind aktuelle belastbare Informationen und Daten sowie eine zuverlässige Auswertung erforderlich. Im Bedarfsfall liefert das derzeit von der BWI zu entwickelnde Krisenvorsorgeinformationssystem Bund (KVInfoSysBund) den Beteiligten aus verschiedenen Bundesressorts vollautomatisiert präzise Informationen aus öffentlichen Quellen zur Planung von Maßnahmen, beispielsweise um deutsche Staatsangehörige und Schutzbefohlene bei Krisen im Ausland zu schützen und gegebenenfalls zu evakuieren.

Umfassendes Lagebild aus Big Data generieren

Auch mit der vom Cyber Innovation Hub der Bundeswehr, einer Innovationseinheit der BWI, entwickelten Software „Prometheus“ kann die Bundeswehr schnell auf nahende militärische und nicht-militärische Krisen reagieren. „Prometheus“ nutzt ebenfalls KI, um aus großen Datenmengen schnell ein umfassendes Lagebild zu generieren. Diese Daten stammen aus frei verfügbaren und öffentlichen Quellen wie Twitter, Google oder weltweiten Medienberichten. Dank künstlicher Intelligenz kann „Prometheus“ die Daten in Echtzeit autonom sammeln, analysieren, verdichten und auswerten. Zeitintensive Recherchen zur Bewertung von Lagebildern fallen weg und Entscheidungen können schneller getroffen werden, zum Beispiel in der Operationszentrale des Kommandos Territoriale Aufgaben (KdoTerrAufg), wo alle Informationen zum territorialen Lagebild zusammenfließen. Die Software kann damit einen wertvollen Baustein für das gesamte territoriale Lagebild der Bundeswehr liefern.

Gefahren im Cyberraum erkennen

Krisen und Konflikte haben häufig auch eine digitale Komponente. Neben der steigenden Bedrohung durch Angriffe aus dem Cyberraum nimmt auch die Manipulation von Daten eine bedeutende Rolle ein. Durch das gezielte Streuen von Fake News sollen militärische Entscheider auf der Gegenseite zudem beeinflusst oder die Bevölkerung verunsichert werden. In Zusammenarbeit mit der Bundeswehr entwickeln Mitarbeitende der BWI zurzeit einen Fake-News-Detector, der Manipulationen und Falschinformationen in Sozialen Medien aufspürt.

Datengetriebene Entscheidungen – ein Thema nicht nur für die Bundeswehr

Entscheidungen von morgen sind auf die Organisation und Auswertung von Daten angewiesen. Innovationen und moderne IT-Technologien unterstützen die Bundeswehr dabei, Daten effizient für ihre Entscheidungsfindung zu nutzen – auch im Krisen- und Einsatzfall. Die BWI und ihre Innovationseinheiten entwickeln praxisorientierte Lösungen für diese Herausforderungen.

Die digitalen Lösungen der BWI haben das Potenzial, die Datenkompetenz der Bundeswehr und damit verbunden auch ihre Verteidigungsfähigkeit zu erhöhen. Gleichzeitig können sie auch als Blaupausen für andere Bereiche in der Bundeswehr sowie andere staatliche Organisationen in Deutschland dienen, die bei datengetriebenen Entscheidungen vor ähnlichen Herausforderungen wie die Bundeswehr stehen.

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