Das komplette deutsche Team in Anzügen und mit Deutschlandfahnen auf der Bühne beim Gruppenfoto© WorldSkills Germany / Frank Erpinar
Europameisterschaft der Berufe 2023

Florian Zimmer: Vom Sieg in Deutschland zur EM

3 min
8. November 2023

Nach seinem Sieg bei der deutschen Meisterschaft ging die Reise für Florian Zimmer weiter nach Danzig zur Europameisterschaft der Berufe – und auch dort konnte der IT-Profi glänzen. Er erzählt uns, was er dort erlebt hat und wie er es unter die Top Fünf im Bereich Netzwerk- und Systemadministration geschafft hat.

Einzelkampf – das war Florian Zimmer von der deutschen Meisterschaft gewohnt. Denn so sicherte er sich im Alleingang den Titel „Deutscher Meister in der IT Network Administration“. Ganz anders bei der EM: Hier war plötzlich Teamwork angesagt. Natürlich kein Hindernis für Florian. Auf die Frage der Bundestrainerin, ob er Deutschland vertreten wolle, sagte er sofort zu – und durfte zusammen mit dem Fünftplatzierten der deutschen Meisterschaft, Jan Samuel Nichau, in seiner Disziplin ins Rennen gehen. Die Teamarbeit machte es für die beiden sogar teilweise einfacher, schließlich konnten sie sich die Aufgaben gut teilen. „Jeder hat sich auf seine Spezialgebiete konzentriert, die wir im Vorfeld abgesprochen hatten. Insgesamt waren die Aufgaben aber vom Umfang größer“, erzählt Florian. Obwohl die beiden ein gutes Duo abgaben, blieb Rivalität ein Thema. Schließlich mussten sie es diesmal mit Teilnehmer*innen aus 14 verschiedenen Ländern aufnehmen.                

Das deutsche Team in der Halle, sich umarmend im Kreis © WorldSkills Germany / Frank Erpinar

Vorbereitungen auf die EM

Monatelang haben sich Florian und Jan intensiv auf die EM vorbereitet: „Wir hatten jede Woche abends Meetings, in denen wir unseren Fortschritt besprochen haben.“ Das absolute Highlight waren für Florian aber die Trainingscamps – für die durfte er nicht nur nach Hannover, sondern auch ins Ausland nach Finnland reisen. Dort konnte er einen ersten Blick auf die Konkurrenz für die EM werfen – und war von den guten Leistungen der Finnen ganz schön beeindruckt. Die Begegnung gab Florian einen neuen Ansporn und er setzte sich für den Wettbewerb das Ziel: „Die wollen wir schlagen“. Die Unterstützung für sein Vorhaben war dabei zu jeder Zeit groß: Ehemalige Teilnehmer*innen reisten sogar extra nach Danzig, dem Austragungsort der EM, um ihm und seinem Team zur Seite zu stehen.

Arbeiten unter Zeitdruck

Wie schon bei der deutschen Meisterschaft bestand die Disziplin für Florian und Jan auch bei der EM aus drei Modulen: Cisco, Linux und Windows. Jeden Tag galt es, eines davon innerhalb von fünf Stunden zu bearbeiten – eine echte Herausforderung: „Wir hatten extremen Zeitmangel. Ich musste immer schauen, dass ich erstmal die Aufgaben schaffe, die ich auf jeden Fall kann.“ Dazu kam noch, dass die Wettbewerber*innen das Internet nur zwei mal zehn Minuten lang täglich zur Hilfe nehmen durften – für Systemintegratoren ganz schön ungewöhnlich. „Man muss Dinge wirklich im Kopf haben, sie auswendig lernen. In zehn Minuten kann man keinen Dienst – wie beispielsweise ein Benutzerverwaltungssystem – von Grund auf erlernen.“ Darauf waren Florian und Jan aber vorbereitet. Schließlich hatten sie ein klares Ziel vor Augen und wussten, worauf sie sich einließen. An der einen oder anderen Stelle war der Frustrationspegel manchmal dennoch hoch: „Bei Linux zum Beispiel vergisst man irgendwo ein Semikolon oder ein Komma und nichts geht mehr.“

junger Mann sitzt an einem Arbeitsplatz und schaue konzentriert auf den Bildschirm © WorldSkills Germany / Martin Klindtworth

Eine wahre Erfolgsstory

Nach drei Tagen voller Anstrengung, Konzentration und Teamarbeit waren die Europameisterschaften für Florian Zimmer und das Team Germany dann vorbei – und endeten mit einem tollen Ergebnis: fünf Gold-, neun Silber-, eine Bronze- und acht Exzellenzmedaillen für hervorragende Leistungen. „Es war tatsächlich das beste Ergebnis, was ein deutsches Team in der Europameisterschaft je erreicht hat“, freut sich Zimmer. Aber auch über ihr eigenes Ergebnis waren Jan und Florian sehr glücklich: In ihrer Disziplin erreichten sie zusammen den fünften Platz und erkämpften sich eine Exzellenzmedaille. Und das kann sich sehen lassen – immerhin traten insgesamt fast 600 Teilnehmer*innen aus 32 Ländern in 27 verschiedenen Disziplinen aus Industrie, Handwerk und dem Dienstleistungsbereich gegeneinander an.

Möglich gemacht hat diesen Erfolg auch Florians Arbeitgeber, die BWI: „Sie haben mich immer unterstützt und auch mal freigestellt, wenn ich Zeit zum Lernen brauchte“, erzählt Florian. „Außerdem haben sie meine Teilnahmegebühr übernommen, das war nicht selbstverständlich.“ Am Ende hat es sogar für das Ziel aus der Vorbereitung gereicht: Die Finnen zu schlagen – die sind nämlich zwei Plätze hinter ihnen gelandet.

zwei junge Männer mit ihren Medallien und der Trainerin vor dem Hintergrund der Euroskill © WorldSkills Germany / Frank Erpinar

Erinnerung fürs Leben

Für Zimmer war die gesamte EM ein echtes Highlight: Von der Gänsehaut-Atmosphäre bei der Eröffnungs- und Abschlussfeier bis hin zur Medaillenvergabe. „Ich habe mich unheimlich über die Exzellenzmedaille gefreut, ich war den Tränen nahe.“ Doch was ihm ganz besonders in Erinnerung geblieben ist, sind die Menschen, die er kennenlernen durfte. „Ich habe jetzt Kontakt zu den Österreichern, den Belgiern, den Polen und den Spaniern“, freut sich Zimmer. „Die Leute, die man da kennenlernt, sind eben die Besten aus ihrem Beruf in ihren Ländern, das ist schon sehr cool.“ Und sogar mit den Finnen ist er jetzt befreundet – die Rivalität aus dem Wettbewerb spielt für ihn keine Rolle mehr.

Die Reise ist für Florian erstmal vorbei. Ein letztes Highlight erwartet ihn und sein Team aber doch noch: Ein Besuch im Kanzleramt bei Olaf Scholz. Als Schirmherr der Veranstaltung hat er das Team Germany zu sich eingeladen. Nach dem Ausflug kann sich Florian aber wieder vollkommen seinem Job bei der BWI widmen. Trotzdem muss er sich auch in den nächsten Jahren vielleicht noch nicht ganz von den Wettbewerben verabschieden: „Ich bin dann so gesehen Ehemaliger und werde immer mal wieder von der Bundestrainerin für Hilfe angefragt.“ Auch als Teamleader hätte er die Möglichkeit, später einmal zur Meisterschaft zurückzukehren.

Für welchen Weg Florian sich auch entscheidet: Die Erfahrungen, die er gemacht hat, kann ihm niemand mehr nehmen.

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