
Quantentechnologien revolutionieren die Technologiewelt. Superschnelle Computer, abhörsichere Kommunikation, extrem präzise Sensoren: Die Möglichkeiten scheinen grenzenlos. Frank Völker ist Leiter des Competence Center Quantum Enabled Technologies (CCQ) der BWI und erklärt, welche Chancen und Risiken er sieht.
Die BWI beschäftigt sich bereits seit einigen Jahren mit Quantencomputing. Warum wurde jetzt ein Competence Center (CC) gegründet, das CC Quantum Enabled Technologies?
Frank Völker: Allein die Technologie Quantencomputing wird enorme Auswirkungen auf das BWI- und Bundeswehrumfeld haben. Doch es geht um mehr. Mit den Verhaltensweisen der Quantenphysik ergeben sich zusätzlich neue Fähigkeiten in der Sensorik sowie der sicheren Kommunikation.
Mit den Quantentechnologien der Generation 2.0 lassen sich beispielsweise U-Boote detektieren oder asymmetrische Verschlüsselungen knacken, die mit heutigen Kryptosystemen gesichert sind. In Kampfhandlungen werden Quantentechnologien so detaillierte Lagebilder liefern können, wie es sie bislang noch nicht gab. Das heißt: Sind wir zu spät, könnten wir in Deutschland unsere Verteidigungsfähigkeit verlieren. Das ist der Grund, warum wir uns sehr intensiv mit diesen Zukunftstechnologien und deren Auswirkungen auf BWI und Bundeswehr befassen.
Welchen inhaltlichen Themen widmet sich das CC Quantum Enabled Technologies?
Frank Völker: Aktuell setzen wir drei Schwerpunkte: Quantencomputing, Quantensensorik und quantensichere Kommunikation. Quantencomputer sind medial wohl am meisten präsent. Sie werden zukünftig komplexe, heute nicht lösbare Rechenoperationen leisten können. Die Quantensensorik erlaubt extrem genaue Messsysteme. Sie können für Lagebilder genutzt werden oder auch in Quantensichtgeräte verbaut werden, mit denen sich gegnerische Kräfte präzise identifizieren lassen. Die quantensichere Kommunikation kümmert sich um abhörsicheres Kommunizieren und um Verschlüsselungsalgorithmen, die nicht von Quantencomputern gehackt werden können – eine der größten Gefahren. Aktuell verfolgen wir darin zwei Ansätze: Einerseits die physikalische Verschlüsselung mittels Quantum Key Distribution und andererseits mathematische Ansätze in der Post-Quanten-Kryptografie (PQC), die sich mit angriffssicheren Verschlüsselungsalgorithmen befasst.
Welches Ziel verfolgt die BWI mit dem CC? Wie sieht die Strategie aus?
Frank Völker: Experten prognostizieren, dass der erste kryptografisch relevante Quantencomputer 2030 einsatzbereit ist und empfehlen, ab 2025 die Hochsicherheitsbereiche entsprechend umzustellen. Das ist schon bald. Wenn Quantentechnologien einsatzbereit sind, ist es zu spät, sich damit zu befassen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter interpretieren Fakten, generieren Wissen und teilen dieses in der BWI und Bundeswehr. Wo uns Wissen fehlt und es die Reife der Technologie hergibt, da erproben wir und adaptieren das gewonnene Wissen auf die Servicelandschaft der BWI. Dabei blicken wir auf bestehende Fähigkeiten, die sich durch Quantentechnologien verbessern und entdecken völlig neue Fähigkeiten, die wir in den Kontext Leistungsportfolio BWI bringen. Wenn die Quantentechnologien soweit sind, dann sind wir es auch.
Das könnte Sie auch interessieren:

