Meetingraum mit Stühlen in blau gehalten und eine Weltkugel aus Punkten und 0 und 1 im Vordergrund. © Adobe Stock/Pixels Hunter
Vorstellung Digitalisierungsprojekte für die Arbeitsstelle der Zukunft

Digitale Lösungen für das Arbeiten von morgen

4 min
27. Mai 2022

Innovative Technologien wie Künstliche Intelligenz oder Blockchain offenbaren zahlreiche Möglichkeiten, die Art und Weise, wie wir arbeiten, zu revolutionieren. Die BWI nimmt sich dieser Möglichkeiten an und entwickelt zusammen mit der Bundeswehr innovative digitale Lösungen, wie die Arbeitsstelle der Zukunft aussehen kann.

Materialverantwortliche der Bundeswehr müssen regelmäßig prüfen, ob alle Materialien vollständig und intakt vorliegen. In alter Manier läuft das aktuell noch mit Papier und Stift ab: Die Gegenstände werden gesichtet und händisch abgehakt. Das kostet Zeit, Ressourcen und ist fehleranfällig – vor allem dann, wenn das Material ähnlich aussieht oder heißt, oder Verantwortliche neu in ihrer Position sind.

Abhilfe soll die digitale Materialbewirtschaftung digiM schaffen. Die App der BWI-Innovationseinheit BWI innoX unterstützt bei der Prüfung. Nutzer*innen machen dazu ein Bild der zu erfassenden Gegenstände, laden es in die App hoch und lassen die Prüfung automatisch durchführen. Eine KI erkennt auf dem Bild sämtliche Gegenstände und ermittelt fehlende Objekte. Hier steht eine Schnittstelle bereit, die die Anbindung an ein Bestellsystem in Aussicht stellt. Dann könnten die Nutzer*innen direkt aus der digiM-App heraus defektes oder fehlendes Material nachbestellen.

DigiM ist die Antwort der BWI auf fehlerbehaftete und papiergebundene Prozesse. In der initialen Experimentphase haben die Entwickler*innen das bereits unter Beweis gestellt.

Smart Digital Badge setzt Zettelwirtschaft ein Ende

Formular- und Aktenberge gibt es aber nicht nur bei der Bestandsüberprüfung. Möchten Besucher*innen eine Bundeswehrliegenschaft betreten, müssen diverse Anmeldeformulare ausgefüllt, geprüft und bearbeitet werden – alles per Hand. Allein in der Liegenschaft Köln-Wahn summieren sich so rund 40.000 Formulare im Jahr, deren Bearbeitung knapp 167 Arbeitstage erfordern.

BWI innoX hat daher in einem Innovationsexperiment die Plattform Smart Digital Badge entwickelt. Besucher*innen erhalten ihre Zugangsberechtigung damit auf Basis einer digitalen Identität. Eine Smartphone-App dient dabei als Speicherort der digitalen Zugangsberechtigung, vergleichbar mit einem Boardingpass am Flughafen, die am Kaserneneingang überprüft wird. Das beschleunigt den Prozess, reduziert Wartezeiten am Eingang, erhöht die Sicherheit und macht die Unmengen an Papier überflüssig. Ein Register auf Blockchain-Basis verhindert Manipulationen. Das alles spart enorme Kosten und begegnet – selbstverständlich – der Frustration der Prozessbeteiligten.

Seit Ende 2021 wird das Innovationsexperiment mit zwei Kasernen weiterentwickelt – mit dem Ziel einer flächendeckenden Verstetigung.

„Vor allem die Besucher*innen von Liegenschaften profitieren von Smart Digital Badge. Handwerker*innen, Lieferant*innen oder Gäste können sich bis zu 80 Prozent der Wartezeit sparen.“

Frank Hornbach, Strategic Innovation Advisor, BWI GmbH

Machine Learning im Rechenzentrum

Die Vorhaben der BWI optimieren aber nicht nur die papiergebundenen Prozesse der Bundeswehr. Sie setzen auch an der bereits digitalen Infrastruktur an: Ausfälle der IT-Systeme sind lästig, zeitfressend und für Organisationen enorm kostenintensiv. Die BWI hat deshalb im Zusammenspiel zwischen ihren Einheiten innoX und Delivery Automated Smart Performance Evaluation, kurz ASPE, auf den Weg gebracht. Dabei werden die Rechenzentren der Bundeswehr mittels KI und Machine Learning überwacht und Anomalien automatisiert identifiziert. Leistungsengpässe, Performance-Einbußen und Ausfälle konnten in der Vergangenheit nur situativ-reaktiv von Menschen behoben werden. Voraussagen waren schwer zu treffen und erforderten aufwändige Analysen. ASPE hat das geändert. Muster lassen sich nun erkennen und Ausfälle prognostizieren. Das entlastet die IT-Expert*innen in den Rechenzentren, schafft Zeit, um die KI-Modelle zu trainieren, steigert die (Kosten‑) Effizienz und verringert die Möglichkeit von Systemausfällen.

Ausrüstung aus dem 3D-Drucker

Die Arbeit der Bundeswehr von morgen ist digital und intelligent. Das gilt für Prozesse ebenso wie für Rechenzentren. Und es geht noch einen Schritt weiter: Auch Materialbeschaffung und Logistik könnten in Zukunft von den Digitalisierungsexperimenten der BWI profitieren.

Fehlende Ersatzteile können den Arbeitsalltag von Soldat*innen – vor allem im Auslandseinsatz – erschweren. Teile sind nicht in ausreichender Stückzahl auf Lager, ihre Beschaffung ist umständlich und zeitintensiv. Und es lohnt sich schlicht auch nicht, für alle Eventualitäten ausgestattet zu sein. Die Transport- und Lagerkosten stünden in keinem angemessenen Verhältnis. Deshalb hat die BWI-Innovationseinheit Cyber Innovation Hub der Bundeswehr (CIHBw) zusammen mit dem Wehrwissenschaftlichen Institut für Wehr- und Betriebsstoffe (WIWeB Bw) eine Online-3D-Druckplattform entwickelt. Soldat*innen können über die Datenbank auf digitale Bausätze zugreifen und fehlende Teile per 3D-Drucker selbst herstellen. Einmal konstruiert, können die Druckmodelle von Zelthaken, Schrauben oder auch Metallteilen für die militärische Ausrüstung wie Schablonen mit anderen Nutzer*innen geteilt und weiterentwickelt werden. So entsteht im Grunde eine virtuelle Ersatzteilbibliothek, die Kosten senkt und für Unabhängigkeit im Einsatz sorgt.

Inspiration für öffentliche Verwaltung

Die Digitalisierung birgt für die staatlichen Organisationen in Deutschland mit Blick auf Arbeitsstellen und -prozesse ähnliche Herausforderungen und Chancen. Die digitalen Lösungen der BWI haben das Potenzial, alle auf ihre Weise die Effizienz der Arbeitsplatz-Infrastruktur der Bundeswehr zu erhöhen. Indem die IT-Expert*innen KI-Modelle einsetzen und deren Machine-Learning-Fähigkeiten trainieren, bringen sie zum einen modernste Technologien in die Truppe. Zum anderen zeigen sie, was überhaupt möglich ist, und regen als digitale Blaupausen den Austausch auch außerhalb der Bundeswehr an – für die digitale Zukunftsfähigkeit Deutschlands.

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