vier Männer in einem Raum an Höhenverstellbaren Tischen sind vor ihren Laptops und diskutieren.© BWI GmbH / Xandra Herdieckerhoff
5. BWI Data Analytics Hackathon 2023

In den Tiefen des Datenozeans

4 min
1. Dezember 2023

Tastaturklackern, angeregtes Gemurmel. Die Kaffeemaschine läuft in Dauerschleife, Nervennahrung steht auf den Tischen bereit. Konzentration liegt in der Luft. Menschen am Schreibtisch, die Blicke vertieft auf den Bildschirm gerichtet. Sie alle sind hier, um sich in Teamwork unterschiedlichen Challenges zu stellen. Wenn LAN-Party Nostalgie auf futuristische Raumschiff-Atmosphäre trifft, heißt es Willkommen beim Data Analytics Hackathon 2023.

Der BWI Data Analytics Hackathon ging in die 5. Runde. Vom 20. bis 24. November kamen unter dem Motto „Odyssee durch den Datenozean“ rund 70 Teilnehmer*innen aus BWI, Bundeswehr, der Universität der Bundeswehr München und Hamburg sowie des Informationstechnikzentrums Bund (ITZ) zusammen. Bei einem Tauchgang in die Tiefen der Datenwelt stellten sie sich von BWI und Bundeswehr gesetzten Challenges. Das Ziel: Sinnvolle Lösungen zu finden, die in bestehende Projekte integriert oder als neues Projekt für die Bundeswehr und BWI aufgenommen werden können. 
„Es geht heute um EUCH, ihr seid die Experten. Die Challenges werden nicht leicht, aber eure Ergebnisse sind wirklich wichtig. Alles, was ihr löst, kann in einem Projekt verstetigt werden und hilft aktiv der Bundeswehr.“ Mit diesen Worten begrüßte Gastgeber Christian Bartels, BWI Head of Data Analytics, die Teilnehmer*innen.

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Ob live vor Ort oder online – Sechs Teams stellen sich vier Challenges

Nachdem der Hackathon in den letzten Jahren ausschließlich online stattfinden konnte, wurde das Event erstmals in einer hybriden Form ausgetragen: knapp 40 Hacker nahmen vor Ort in der IBM Garage in Bonn teil, während die restlichen Developer remote zugeschaltet wurden – und das nicht auf herkömmliche Art, sondern per „WorkAdventure“,  einer digitalen Nachbildung der IBM-Räumlichkeiten mit nostalgischem Arcade-Spieldesign. Egal, ob online oder live vor Ort, mussten die Computerinteressierten Lösungen für drei komplexe Aufgabenstellungen rund um das Thema Künstliche Intelligenz entwickeln: Von „AI-Driven Adaptive Environment“ über „APT Multiklassifikation für Cyberangriffe“ bis hin zu „KI-basierter Trainingsdatengenerierung für Objekt Detection“. Eine zusätzliche „Beginners-Challenge“ ermöglichte, wie schon im Vorjahr, speziell weniger erfahrenen dateninteressierten Menschen einen ersten Einstieg in die Hackathon-Thematik.

Wie sehen Hackathon-Hacker aus?

Über fünf Tage die Köpfe zusammenstecken, sich in Aufgaben hineindenken, Coden – das ist sicher nichts für Jedermann. Aber wie kann man sich eigentlich Hackathon-Teilnehmende vorstellen? Beim Hackathon kommen die unterschiedlichsten Menschen zusammen, ob von Bundeswehr, BWI, ob Student*in, Technikanfänger*in oder absoluter Code-Profi. Alle verbinden der Spaß und der Ehrgeiz, Lösungen für Challenges aus dem realen Alltag zu finden – und damit einen Mehrwert zu schaffen. Insgesamt sechs Teams zu je 5-6 Personen stellten sich gemeinsam den Hauptchallenges.

Eines dieser Teams sind die „TripleS“. Das Team hat sich der dritten Challenge angenommen: Einen Workflow zu entwickeln, von der Datengenerierung mittels KI bis hin zur darauf aufbauenden automatisierten Objekterkennung.

„In unserer Challenge geht es um eine Möglichkeit, mit generativer AI oder anderer kreativer Möglichkeiten automatisch Trainingsdaten zu generieren, um Objekte mit Object Detection trainieren zu können“ erklärt Alexander Keidel aus dem BWI Technology Center AI Cloud. „Es ist cool, dass hier ein Team entstanden ist, das dem Aufruf gefolgt ist und Interesse hatte, an einer konkreten Weiterentwicklung für das BWI-Innovationsexperiment KALMAR mitzuarbeiten“, so Keidel. Im Laufe der Woche haben sie intensiv daran gearbeitet, die Trainingsdatenerfassung zu automatisieren und damit auch die Objekterkennung mithilfe von KI zu vereinfachen. „Es ist toll, zu sehen, wie sich aus einem dynamischen Team konkrete Lösungsansätze entwickeln und man schon nach wenigen Tagen prototypische Ergebnisse zeigen kann.“ so Alexander. Das Team hat sich ganz gezielt für diese Challenge entschieden. Wie sie die Lösungsergebnisse mit dem Innovationsexperiment KALMAR verknüpfen möchten, erklären sie im Video:

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    Das Team „TripleS“ zeigt: jeder hat seine ganz bestimmten Aufgaben und setzt sein individuelles Know-How für die Gruppe ein. „Das Wichtigste ist Offenheit, sich einzulassen auf andere Charaktere und gemeinsam festzustellen, wie man eine gute Zusammenarbeit finden kann – und seine technischen und Social Skills am besten verknüpfen kann“, erklärt Alexander und ergänzt: „Um an einem Hackathon teilzunehmen, braucht man gar nicht so viel. Man kann auch in einer fremden IT-Domäne nicht wirklich versiert sein, aber man kann immer eine wertvolle Meinung einbringen.“

    Team, Sinn, Fun - Was den Hackathon so besonders macht

    Für manche ist es das erste Mal, andere sind seit 30 Jahren dabei und damit alte Hasen im Hackathon-Business. Allen gemein ist die Faszination, der Funke, der überspringt, sobald man die Location betritt. „Die Leute sind sehr offen. Die Atmosphäre ist ganz entspannt, ungezwungen und vor allem sehr lehrreich“, erklärt Bilal, der im Bereich Softwareentwicklung bei der Bundeswehr tätig ist und schon zum dritten Mal am Hackathon teilnimmt. „Dabei können wir hier wirklich was bewegen. Dass man im Team mit teilweise völlig fremden Menschen an Lösungen arbeitet, die im Alltag Anwendung finden können – dafür lohnt sich die Arbeit, das schweißt als Team zusammen.“ Für Yassine Elmehdi von der BWI ist es der erste Hackathon und die Mischung aus sinnvoller Aufgabe und echtem Erlebnis, die ihn zu einer ganz besonderen Erfahrung macht: „Man denkt vielleicht, hier sind nur Leute in Kapuzenpullovern, die den ganzen Tag coden und auf den Bildschirm schauen, aber das stimmt nicht. Es sind offene Leute, mit viel Spaß und das gemeinsame Erlebnis kommt nicht zu kurz.“

    Für das Wohl der Teilnehmenden war rund um die Uhr gesorgt, denn vom Frühstück bis zum Abendessen bekamen sie jede Verpflegung, die sie als Nervennahrung benötigen. Bei einer Abendveranstaltung zum Abschluss des zweiten Tages gab es zudem die Chance, nicht nur mit dem eigenen Team, sondern auch mit anderen Hacker*innen enger zusammenzurücken. Dass der Hackathon längst nicht nur bedeutet, im dunklen Keller vor dem Monitor zu sitzen, zeigte auch der eigens hergerichtete Pausenbereich: Vom Kickertisch, über Retro-Spielekonsolen, eine Karrera-Bahn, 3D-Games bis hin zu 10 Nerfguns gab es genug Möglichkeiten, den Kopf zwischendurch frei zu bekommen. Für das richtige LAN-Party Feeling durften auch Energydrinks und eine Menge Pizzen nicht fehlen.

    Das große Finale: „PixelPioneers“ überzeugen die Jury 

    Fünf intensive Tage und ein paar eingelegte Nachtschichten mit wenig Schlaf fanden am Pitch Day ihren Höhepunkt. Nacheinander stellen die Teams am Freitag ihre Lösungswege vor und konnten zeigen, was sie in den letzten Tagen gemeinsam erarbeitet haben. Eine Jury aus Fachexperten von Bundeswehr und BWI bewertete im Anschluss nach bestimmten Bewertungsmetriken: erster Eindruck, Innovationshöhe gegenüber bisheriger Lösungen, Interesse von Bundeswehr und BWI, Nachhaltigkeit und schnelle Umsetzbarkeit der Lösung, bis hin zu Potential und Reichweite.

    Mit einer innovativen Lösung zur ersten Challenge mit dem Thema „AI Driven Environment“ konnte ein Team die Jury überzeugen. Die „PixelPioneers“ haben eine Anwendung geschaffen, die aktuelle Wetter- und Labordaten zusammenfasst und automatisch Impulse setzt, um die Temperatur innerhalb eines Labors zu steuern – und damit konstant zu halten. Unter großem Beifall wurde das Team zum Sieger des diesjährigen BWI Data Analytics Hackathon erklärt.

    Platz zwei belegte das Team „Data Jones“ mit ihrer Lösung zur Challenge 3 „KI-basierte Trainingsdatengenerierung für Object Detection“. Der dritte Platz ging an die „Byte Busters“, die sich der Challenge „APT Activity Predictor Classifier“ angenommen haben. Auch alle anderen Teams haben sinnvolle und anwendbare Lösungen entwickelt und wurden von der Jury für ihre Innovationen gelobt. „Es schmerzt sehr, bei diesen so nah beieinanderliegenden Ergebnissen eine Entscheidung zu treffen. Bei dem, was ihr geleistet habt, seid ihr alle Sieger“, so Jochen Reinhardt, Leitung Communication & Marketing der BWI.

    „Ich bin von den Socken! Von dieser realen Veranstaltung vor Ort nach den letzten pandemiegeprägten Jahren. Es ist so anders, hier mit euch Sachen zu entwickeln. Es ist unvergleichlich. Was ihr geleistet habt, war super stark.“ Mit diesen abschließenden Worten von Christian Bartels und einem großen Dankeschön geht der 5. Hackathon zu Ende. Wir lassen die Woche mit ein paar Eindrücken Revue passieren und sind gespannt auf das nächste Jahr.

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